Vokalensemble Zürich / PHACE Contemporary Music Wien: »Reise nach Comala«


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Mittwoch, 18.03.2020 – Mittwoch, 18.03.2020

Musik; Konzert

Vokalensemble Zürich
Vokalensemble Zürich © Peter Siegwart

Reise nach Comala, von Germán Toro Pérez
Uraufführung der konzertanten Fassung in Basel und Wien, März 2020

Reise nach Comala ist ein Gespräch mit Toten. Comala ist der Ort, an dem die Stimmen jener Unerlösten gespeichert bleiben, die unter der gewissenlosen Herrschaft Pedro Páramos samt ihrem Dorf untergegangen sind. Ausgangspunkt ist Juan Rulfos einziger Roman Pedro Páramo aus dem Jahre 1955, der heute als Klassiker der modernen lateinamerikanischen Literatur und als einsamer, kühn montierter Vorläufer des magischen Realismus gilt. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive, die komplexe Montage der Handlungs- und Zeitebenen, die poetisch stilisierte Umgangssprache macht ihn zu einem einzigartigen und aktuellen Werk, in dem der Leser im vielstimmigen Gemurmel zum Mitschöpfer der Geschichte wird. Die Musik von Germán Toro Pérez ist ganz dem Text Rulfos verpflichtet, dessen kultureller Schärfe, sprachlicher Vielfalt und poetischer Kraft. Erzählt wird aus einer Perspektive jenseits des Todes, die Zuschauer befinden sich in einem Grabsystem. Aus benachbarten Gräbern erklingen Gesangs- und Sprechstimmen, in Erinnerungsfragmenten erzählen sie die Geschichte des korrumpierten Dorfes unter der Alleinherrschaft des skrupellosen Pedro Páramo, dem Vater des zurückgekehrten Protagonisten Juan Preciado. Das Dorf Comala ist Stimmspeicher und Resonanzraum. Die Stimmen und ihre jeweiligen elektroakustischen Echos entfalten, gemeinsam mit dem Instrumentalensemble und den elektronischen Klängen, einen halluzinativen, labyrinthisch vielstimmig klingenden Raum, einen Schwebezustand von Zeit und Raum.

«Meine Musik war von Anfang an einerseits durch das Bestreben getrieben, Aspekte des Lebens, des Alltags und der Wirklichkeit als Ausgangspunkt zu nehmen und durch Abstraktionsprozesse in musikalische Form zu verwandeln. Andrerseits ist sie durch wiederkehrende Gespräche gekennzeichnet: mit Borges, Pessoa, Rothko, Wölfli, Arguedas, Rulfo… Dadurch, und vor allem durch diese ‚Gespräche mit Toten’, habe ich mich mit Themen befasst, die existenzielle Kerne berühren: die widersprüchliche, prismatische Identität des modernen Menschen und das Wort als Basis der Konstruktion von Welten. Besonders durch die Auseinandersetzung mit José María Arguedas und mit Juan Rulfo habe ich die in der Sprache verschlüsselte, unüberwindbare mythische Grundlage der lateinamerikanischen Kultur vernommen.»
 Germán Toro Pérez

Termin:
18. März 2020, 19:30 Uhr

Ort: Wiener Konzerthaus - Berio-Saal, Lothringerstrasse 20, 1030 Wien