Nach den seit über fünf Jahren anhaltenden Kämpfen ist die Bilanz der Zerstörung in Syrien verheerend. Rund 1,2 Millionen Gebäude wurden beschädigt, 400 000 komplett zerstört. Gemäss Schätzungen des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) leben 1,7 Millionen Menschen in improvisierten Unterkünften.
Das UNHCR koordiniert die Aktivitäten der UNO-Agenturen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in den Sektoren, wo der Wiederaufbau begonnen hat und Behelfsunterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich zum Beitrag von 13 Millionen Franken hat die DEZA mehrere Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe an die UNO-Organisation entsandt.
Wiederaufbau mit Massivbauten
Einer davon ist der Ingenieur Henri Stalder. Der Schweizer Experte betreute zwischen Januar 2014 und April 2016 ein UNHCR-Projekt, das jährlich fast 200 000 syrischen Vertriebenen ein Dach über dem Kopf bietet. Es handelt sich um Massivbauten, wo die Menschen anders als in den eilig hochgezogenen Zelten der Flüchtlingslager dauerhaft unterkommen. «Wir unterscheiden zwei Arten von Unterkünften: zum einen die kollektiven Unterkünfte, die zum Beispiel in einer verlassenen Schule eingerichtet werden und wo zahlreiche Familien Platz finden; zum anderen bauen wir zerstörte Privathäuser wieder auf, damit die Menschen, die zurückkehren wollen, ein Dach über dem Kopf haben», erklärt Henri Stalder.
Bei der kollektiven Unterkunft geht es darum, Raum für die Privatsphäre jeder Familie zu schaffen und Badezimmer mit optimalen Hygienebedingungen einzubauen. Damit Privathäuser wieder bezogen werden können, braucht es indes ein Mindestmass an Stabilität. «Davon wird schlussendlich die Dauerhaftigkeit der Wohnungen und die Sicherheit der Bewohner abhängen», fügt der Schweizer Ingenieur an.
Wohnraum und Basisdienstleistungen
Die Tätigkeit des UNHCR beschränkt sich indes nicht darauf, Backsteine und Zement zur Verfügung zu stellen. «Wir müssen die Wasser- und Stromversorgung der Häuser organisieren, dabei auch überprüfen, ob etwa Gesundheitsdienste vorhanden und Läden in der Umgebung erreichbar sind», ergänzt die junge syrische Ingenieurin Baria Alkafre, die im Team von Henri Stalder tätig war. «Wohnraum in einem Gebiet zu schaffen, wo die Familien sich selbst überlassen blieben, wäre sinnlos.»
Die Teams des UNHCR beziehen auch die Aufnahmegemeinschaften in ihre Überlegungen ein. Deren Bedürfnisse spielen eine bedeutende Rolle bei der Wiederansiedlung vertriebener Bevölkerungsgruppen.
All diese verschiedenen Parameter sind in den Unterstützungsstandards berücksichtigt, die Henri Stalder und seine Kolleginnen und Kollegen vom UNHCR entwickelt haben, um die Lebensqualität der Opfer des Syrien-Konflikts zu verbessern. Die Kriterien wurden zusammen mit dem syrischen Ministerium für lokale Verwaltung und diversen NGOs erarbeitet. Mittlerweile werden sie im syrischen Wiederaufbau von allen humanitären Organisationen angewandt.