30 Jahre artlink: Unterstützung für Kunstschaffende aus dem Süden und Osten

Artikel, 16.02.2015

Artlink ist die schweizerische Fachstelle für Kunst und Kultur aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Dieses Jahr feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen. Artlink verwaltet u.a. den Südkulturfonds, der zum Kulturengagement der DEZA gehört.

Der senegalesische Musiker während eines Konzerts
Der senegalesische Musiker Kara Sylla Ka tritt im Rahmen von 30 Jahre artlink im PROGR in Bern auf. © Mauro Abbühl/Artlink

Das Berner Büro für Kulturkooperation artlink vermittelt seit 30 Jahren professionelle Kunst- und Kulturschaffende aus Ländern des Südens und des Ostens in die Schweiz. Ziel ist, diesen Künstlerinnen und Künstlern den Zugang zum schweizerischen und europäischen Kulturgeschehen sowie zu professionellen Netzwerken zu ermöglichen. Die Unterstützung von artlink ist ein Teil des Kulturengagements der DEZA. 1991 sprach sie erstmals einen Beitrag für die Fachstelle.

Kunst und Kultur fördert gesellschaftliche Veränderungen

Aus Sicht der DEZA haben unabhängige Künstlerinnen und Künstler eine besondere Rolle in Gesellschaften inne. Ihre Werke tragen zur Lebensqualität bei, schaffen Identität und Vielfalt, können aber auch Diskussionen anstossen, Tabuthemen ansprechen, Denkprozesse auslösen oder den Widerstand gegen unfaire Autoritäten stärken. Kultur ist also für den sozialen Wandel und für die Entwicklung von Gesellschaften ein zentrales Element.

Die Schweiz fördert Kulturschaffende aus dem Süden und Osten mit dem Ziel, dass Sie ihren Beitrag an Entwicklungsprozesse  und gesellschaftliche Veränderungen leisten können. Einerseits unterstützt die DEZA den Kultursektor in den Partnerländern, andererseits stellt sie eine Verbindung zwischen Kunstschaffenden und Kulturproduktionen aus dem Süden und Osten sowie der Kulturszene der Schweiz her.

Marktzugang in der Schweiz ermöglichen

Seit 2010 hat artlink von der DEZA das Mandat, den Südkulturfonds zu betreuen. Jährlich werden mit einem Budget von 725'000 CHF rund 450 Produktionen und Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Süden und Osten in der Schweiz ermöglicht. Eine professionelle Jury wählt die Produktionen aus, die unterstützt werden. Für Künstlerinnen und Künstler ist der externe Markt oft überlebenswichtig, da der Kultursektor in vielen Partnerländern der DEZA kaum staatliche Unterstützung erhält. «Wir arbeiten mit professionellen Veranstaltern in der Schweiz zusammen, die sich über Jahre einen Namen gemacht und ihr Publikum aufgebaut haben», erklärt Mauro Abbühl, Co-Leiter von artlink.

Wandel der Schwerpunkte

Die Ausrichtung von artlink hat sich seit den Anfängen gewandelt. 1985 gründeten sechs Schweizer Hilfswerke die Fachstelle «Kultur und Entwicklung». «Die Idee war, den Schweizerinnen und Schweizern durch Kultur und Kunsthandwerk ein anderes Bild der damals sogenannten Dritten Welt zu vermitteln», erzählt Mauro Abbühl. Zudem habe artlink die Integration von ausländischen Kunstschaffenden, die in der Schweiz lebten, in die hiesige Kulturszene fördern wollen.

In der heutigen multikulturellen Gesellschaft steht der Sensibilisierungs-Gedanke nicht mehr im Vordergrund. Vielmehr wird der Fokus auf die Kulturszene der Länder des Südens und Ostens gelegt, aus denen die geförderten Künstlerinnen und Künstler stammen. Diese will die DEZA mit dem Südkulturfonds gezielt unterstützen: Die Kunstschaffenden sollen sich beruflich etablieren und von ihrer Arbeit leben können.

Heute werden vermehrt Projekte von Kunstschaffenden aus den Schwerpunkländern der DEZA berücksichtigt. 2014 bewilligte das professionelle Expertengremium des Südkulturfonds 114 Projekte. Zwei Drittel der unterstützten Künstlerinnen und Künstler stammten aus einem Schwerpunktland der DEZA.

Jubiläumsfest mit senegalesischer Musik

Anlässlich der Feier des 30-jährigen Jubiläums von artlink fand am 22. Februar 2015 im Berner Zentrum für Kulturproduktion PROGR ein Konzert des Musikers Kara Sylla Ka statt. Seine urbane senegalesische Musik ist eine Mischung aus Blues, Folk und Afrobeat. Artlink unterstützte u.a. 2005 Konzerte von Kara Sylla Ka in der Deutschschweiz.

Drei Fragen an Elina Duni, Musikerin und Mitglied der Jury des Südkulturfonds

Die albanische Musikerin Elina Duni sitzt auf einem Stuhl. Sie trägt einen Hut.
Das erste Album der in Albanien geborenen Musikerin Elina Duni wurde mit Unterstützung von artlink produziert. © Nicolas Masson

Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit artlink entstanden und inwiefern hat sie Ihnen geholfen?
Meine Mutter ist Schriftstellerin und stand in Kontakt mit Artlink. So wurde ich darauf aufmerksam, dass Artlink einen Fonds für Musik hat. 2007 nahm ich mit meinem Quartett das erste Album «Baresha» auf. Ich habe mein  Dossier eingereicht und um Unterstützung für die Produktionskosten angefragt. Artlink hat zwei Drittel davon übernommen.

Warum ist es für Künstlerinnen und Künstler wichtig, im Ausland aufzutreten?
Für Künstlerinnen und Künstler ist sehr wichtig, dass sie ihre Projekte realisieren und zeigen können. Tourneen und Auftritte an Festivals, auch in der Schweiz, bieten wichtige Möglichkeiten dazu. Internationale Kontakte stärken das eigene Netzwerk.

Sie sind eine der externen Expertinnen in der Jury des Südkulturfonds. Wie werden die Projekte ausgewählt?
Das Dossier muss detailliert und seriös sein, mit einem realistischen Budgetplan. Die wichtigste Frage ist: Bringt die Musik etwas Neues, ist sie interessant? Wir suchen keine Wiederholungen oder bereits weltbekannte Künstlerinnen und Künstler.

Elina Duni wurde 1981 in der albanischen Hauptstadt Tirana geboren. Sie  sang und musizierte bereits als Kind in Radio und TV. 1992 zog sie  in die Schweiz und studierte klassisches Klavier und Jazzgesang.  Nach drei CDs mit dem Elina Duni Quartett erschien 2014 im Kosovo und in Albanien ihr erstes Soloalbum. 

Elina Duni (en)

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