Medienmitteilung, 23.03.2018

Wie kann es sein, dass in einer Welt des Überflusses noch immer über 800 Millionen Menschen hungern müssen? Warum steigt die Zahl der vom Hunger Betroffenen sogar an? Und was tut die Schweiz im Kampf gegen dieses Problem? Diese und andere Fragen standen im Zentrum der Jahrestagung der Humanitären Hilfe der Schweiz sowie des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH). Beleuchtet wurden das Engagement der Schweiz und der internationalen Gemeinschaft bei der Bewältigung von Hunger, seine Ursachen sowie Komplexitäten.

Bundesrat Ignazio Cassis bei seiner Ansprache anlässlich der Jahreskonferenz der Humanitären Hilfe.
Bundesrat Ignazio Cassis bei seiner Ansprache anlässlich der Jahreskonferenz der Humanitären Hilfe. © EDA

„Hunger ist das grösste lösbare Problem; der grösste lösbare Widerspruch unserer Zeit ", betonte Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, in seiner Rede. Vor rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die sich im Kongresshaus in Biel zur Jahrestagung versammelt hatten, ging Bundesrat Ignazio Cassis auf den Widerspruch von Hunger und Überfluss ein und betonte dabei die Notwendigkeit, langfristige Lösungen zu finden. Die Schweiz helfe, sagte er weiter, „mit Geld, Rat und Tat, sofort und wenn nötig länger». Es sei ein Einsatz, um die Ursachen des Hungers zu bekämpfen und ein Einsatz für Frieden und Stabilität, denn, so Bundesrat Cassis: "Der Hunger ist ein Treiber von Konflikt und Instabilität".

Diesen Zusammenhang unterstrich auch Manuel Sager, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA. "Auf dem Land werden die Menschen von ihren Feldern vertrieben, und in den Städten wird die Nahrungsmittelzufuhr durch immer wieder neue Kampfhandlungen unterbrochen", sagte er an einer Podiumsdiskussion, bei der er mit Nationalrätin Doris Fiala sowie den Nationalräten Luzi Stamm und Claude Béglé über das Tätigkeitsfeld der Schweiz in Bezug auf die Nahrungsmittelknappheit diskutierte. Der erschwerte Zugang zu den betroffenen Menschen ist auch eine grosse Herausforderung für die humanitäre Hilfe. „Die Schweiz stellte im Februar 2017 zusätzliche CHF 15 Mio. für die von Hunger betroffenen Länder Afrikas und im Jemen zur Verfügung," sagte Direktor Sager. "Das war auch deshalb erforderlich, weil Abwürfe aus der Luft des UNO-Welternährungsprogramms zehnmal teurer sind, als der oft blockierte Transport auf dem Landweg".

Akuter Hunger breite sich dramatisch aus, sagte der Generaldirektor des UNO-Welternährungsprogramms WFP, David Beasley, um bis zu 55 Prozent in nur zwei Jahren. "Vor allem wegen der Konflikte", fügte er bei und betonte, dass diese Spirale aus Konflikt und Hunger mehr Instabilität schaffe sowie mehr Gewalt, Elend und erzwungene Migration. "Wir müssen den Teufelskreis durchbrechen, und wir können es, wenn die Leader weltweit auf eine friedlichere und prosperierende Zukunft hinarbeiten". David Beasley nahm auch an einer Podiumsdiskussion teil, an der es um die Wechselwirkung von Krieg und Hunger ging. Mit ihm diskutierten die senegalesische Schriftstellerin Ken Bugul, die Regionaldirektorin des IKRK für Afrika, Patricia Danzi sowie Manuel Bessler, der Delegierte für Humanitäre Hilfe der Schweiz, die bei der DEZA angesiedelt ist.

Einblicke in die Lebensumstände von Menschen, die von Hunger bedroht sind, bot das Gespräch mit dem Leiter des DEZA-Kooperationsbüros in Kolumbien. Dort gibt es mit 7,3 Millionen Betroffenen immer noch weltweit die meisten intern Vertriebenen. Die Auswirkungen des 50 Jahre anhaltenden Krieges mit der Rebellenorganisation FARC seien immer noch zu spüren, und so müssten jeden Abend auch in diesem fruchtbaren Land viele Menschen hungrig ins Bett gehen. "Kolumbien könnte genügend Nahrungsmittel produzieren, doch unzulängliche Landverteilung, mangelnder Zugang zu Märkten sowie Landminen sind beim Anbau ein grosses Problem," erklärte Fabrizio Poretti dem Publikum. Andere Fachleute beschrieben neue Perspektiven in Niger, die Wichtigkeit in Südsudan und am Horn von Afrika, über Strukturen für rasches Handeln zu verfügen, und die gesundheitlichen Schäden, die der Hunger unter dem Volk der Rohingyas verursacht.

Abschliessend ergriff der Delegierte für Humanitären Hilfe, Manuel Bessler, das Wort. Er unterstrich die Notwendigkeit, sich im Hier und Jetzt um die hungernden Menschen zu kümmern. „Wir werden alles dafür tun, Zero Hunger zu erreichen - nämlich den Hunger bis zum Jahr 2030 zu beenden. Lebensmittellieferungen alleine reichen nicht aus, und genau aus diesem Grund will sich die Schweiz vermehrt für die Interessen der Zivilbevölkerung engagieren.“ Die internationale Staatengemeinschaft hat in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung das Ziel formuliert, Ernährungssicherheit zu erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

Wie jedes Jahr bot die Jahrestagung der Humanitären Hilfe und des SKH humanitären Akteuren sowie anderen interessierten Teilnehmern ein vielfältiges Programm, welches die verschiedenen Facetten ihrer Arbeit aufzeigte. Podiumsdiskussionen, Präsentationen sowie Interviews mit Parlamentsmitgliedern und Angehörigen des SKH gaben den Besucherinnen und Besuchern zahlreiche Möglichkeiten, das Engagement der humanitären Schweiz für die hungernde Bevölkerung in Krisengebieten zu erfahren.


Weiterführende Informationen

Schweizerisches Korps für Humanitäre Hilfe @SwissHumAidUnit
Die DEZA und das Welternährungsprogramm (WFP)
Landwirtschaft und Ernährungssicherheit
Hunger in Afrika und Jemen
Ansprache von Bundesrat Ignazio Cassis


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Letzte Aktualisierung 13.01.2023

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