Innovative Impulse für mehr Sicherheit: Bundesrat verabschiedet die Strategie Rüstungskontrolle und Abrüstung

Medienmitteilung, 02.02.2022

An seiner Sitzung vom 2. Februar 2022 hat der Bundesrat erstmals eine Strategie Rüstungskontrolle und Abrüstung verabschiedet. Darin legt er in fünf Aktionsfeldern Ziele und Massnahmen für die Jahre 2022–2025 fest. Wie angespannt die Sicherheitslage ist, zeigen aktuelle Entwicklungen in Osteuropa und in Asien. Umso wichtiger ist das Schweizer Engagement für Frieden und Sicherheit. Dabei ist Abrüstung und Rüstungskontrolle ein wichtiges Instrument. Mehr Bedeutung erlangen Chancen und Risiken neuer technologischer Entwicklungen. Besondere Akzente gelegt werden auf die Entwicklung von Normen für autonome Waffen, im Cyberspace und Weltraum.

Angesichts der zunehmenden weltpolitischen Fragmentierung und der wachsenden Konkurrenz der Grossmächte ist es für den Bundesrat zentral, dass die internationale Rüstungskontroll- und Abrüstungsarchitektur aufrechterhalten und weiterentwickelt wird. Diese Notwendigkeit wird heute durch die Krise in der Ukraine und die Verhandlungen über die Sicherheitsarchitektur in Europa, in denen die Rüstungskontrolle eine wesentliche Rolle spielt, bestätigt. Gleichzeitig setzt sich der Bundesrat dafür ein, dass Massenvernichtungswaffen beseitigt werden.

Die Ziele und Massnahmen der Schweiz bezüglich Rüstungskontrolle und Abrüstung im Zeitraum von 2022–2025 formuliert der Bundesrat erstmals in Form einer Strategie. Die Begriffe «Rüstungskontrolle» und «Abrüstung» umfassen auch die «Nichtverbreitung» beziehungsweise «Nonproliferation» von Waffen (RAN-Bereich).

Schweiz als glaubwürdige und initiative Akteurin
Mit der Strategie will sich die Schweiz noch stärker als initiative Akteurin und Brückenbauerin positionieren, für tragfähige Lösungen einstehen und damit zu mehr Sicherheit im europäischen und globalen Umfeld beitragen. Die Errungenschaften im RAN-Bereich sollen als wesentliche Bestandteile der regelbasierten internationalen Ordnung bewahrt sowie –  wo möglich und nötig – modernisiert und weiterentwickelt werden. Insbesondere im normativen, humanitären und wissenschaftlich-technischen Bereich hat die Schweiz ein eigenständiges Profil entwickelt. So setzt sie sich auch im RAN-Bereich für die Respektierung des Völkerrechts ein. Mit dem internationalen Genf verfügt die Schweiz zudem über eine Plattform für den Austausch verschiedenster Akteure im Bereich Rüstungskontrolle und Abrüstung.

Mit unterschiedlichen technologischen Herausforderungen konfrontiert, muss sich die Rüstungskontrolle weiterentwickeln. Die Strategie unterstreicht den Schweizer Anspruch, effektive multilaterale Massnahmen mitzugestalten und Weichen für die verantwortungsvolle Nutzung neuer Technologien zu stellen.

Die fünf Aktionsfelder der RAN-Strategie
Die Strategie identifiziert fünf Aktionsfelder und legt dort jeweils konkrete Massnahmen fest:

  • Nuklearwaffen
    Die Schweiz setzt sich für die vollständige nukleare Abrüstung ein. Dies ist ein langer Weg. Es braucht einen neuen Elan beim Umsetzen der bestehenden Abkommen. Zudem sind neue Abkommen auszuhandeln. Eine Priorität der Schweiz ist das Vermindern der Nuklearwaffenrisiken. Die Schweiz hat dazu beispielsweise mit ca. 25 anderen Staaten ein Massnahmenpaket für die Risikominimierung entwickelt und an der UNO eingereicht.
  • Chemische und biologische Waffen
    Die Schweiz ist nicht zuletzt dank der Leistungen des Labors Spiez stark engagiert. So haben beispielsweise die Vertragsstaaten des Chemiewaffenübereinkommens (CWÜ) Ende 2021 in Den Haag mit grosser Mehrheit einem von Australien, den USA und der Schweiz initiierten Entscheid zugestimmt: Der Einsatz von Chemikalien, welche auf das zentrale Nervensystem wirken, ist im nationalen Gesetzesvollzug verboten. Dies ist ein wichtiger Schritt, um das unter Druck geratene Chemiewaffenverbot zu stärken.
  • Konventionelle Waffen
    Die Schweiz trägt zur Reduktion von bewaffneter Gewalt bei. Durch Know-how oder Finanzbeiträge unterstützt sie beispielweise Partnerstaaten wie Kambodscha dabei, verminte Gebiete zu räumen und für die Bevölkerung freizugeben. Die Menschen sind dadurch besser geschützt und können ihr Land wirtschaftlich nutzen. Weiter setzt sich die Schweiz für einen verantwortungsvollen Waffenhandel ein. In Bezug auf die Lage in Europa will die Schweiz die Rüstungskontrolle und Vertrauensbildung stärken, wie in ihrem Aktionsplan für die OSZE dargelegt.
  • Autonome Waffen
    Autonomie in Waffensystemen birgt neben Chancen für die Sicherheit auch Risiken für die Menschheit. Vollständig autonome Waffen könnten zentrale Normen und Werte unterhöhlen und die Welt destabilisieren. Die Schweiz will sich für ein Abkommen einsetzen, um menschliche Kontrolle sicherzustellen und autonome Waffen zu verhindern, die nicht rechtskonform wären.
  • Cyberspace und Weltraum
    Im Cyberspace und Weltraum will sich der Bundesrat stärker positionieren, festgefahrene Prozesse hinterfragen und neue Impulse geben. Er will sich etwa aktiver an der Entwicklung von Normen beteiligen, die den Einsatz neuer Technologien in Konflikten regeln – etwa bei autonomen tödlichen Waffensystemen.

Strategie stärkt Kohärenz der Aussenpolitik
Die Strategie Rüstungskontrolle und Abrüstung konkretisiert die Vorgaben der Aussenpolitischen Strategie 2020–2023 in diesem Bereich und stärkt damit die Kohärenz der Schweizer Aussenpolitik. Das Umsetzen der RAN-Strategie betrifft alle Departemente. Eine enge interdepartementale Zusammenarbeit ist unabdingbar, um die Kohärenz sicherzustellen («Whole-of-Switzerland»-Ansatz).

Postulat erfüllt
Mit der RAN-Strategie erfüllt der Bundesrat das Postulat der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats vom 25. Januar 2021. Dieses beauftragt ihn zu prüfen, «wie eine Einsatzdoktrin für künftige autonome Waffensysteme und künstliche Intelligenz in der Sicherheitsinfrastruktur unter Berücksichtigung internationaler ethischer Standards ausgestaltet werden kann und Möglichkeiten aufzuzeigen, sich international für diese einzusetzen». Die Schweiz wird sich aktiv an der Erarbeitung von Normen zur Regulierung von autonomen Waffen beteiligen.


Weiterführende Informationen

Strategie Rüstungskontrolle und Abrüstung 2022-2025
Es sind schwierige Zeiten für Rüstungskontrolle und Abrüstung
Schweizer Aussenpolitik: Strategien und Grundlagen
Sicherheitspolitik


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Herausgeber:

Der Bundesrat
Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten

Medienmitteilung, 02.02.2022

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 2. Februar 2022 den Aussenpolitischen Bericht 2021 verabschiedet. Die Beendigung der Verhandlungen über das institutionelle Abkommen mit der Europäischen Union und die zunehmende Bedeutung der Guten Dienste prägten die Aussenpolitik der Schweiz im Jahr 2021. Darüber hinaus stand die Aussenpolitik weiterhin im Zeichen der Covid-19-Pandemie und ihren Folgen.

Die Europapolitik der Schweiz war geprägt vom Entscheid, die Verhandlungen über das geplante institutionelle Abkommen mit der Europäischen Union abzubrechen. Der Bundesrat bekräftigte jedoch, dass er den bilateralen Weg weiterführen will. Er setzte eine Reihe von Massnahmen zur Stabilisierung der Beziehungen zur EU um und verabschiedete für verschiedene Dossiers Abfederungsmassnahmen. Die Blockierung dieser Dossiers stellte den Bundesrat vor grössere Herausforderungen.

Im Jahr 2021 nahmen die geopolitischen Spannungen zwischen den Grossmächten zu. Gleichzeitig bekundeten diese aber Dialogbereitschaft, um ihre Differenzen anzugehen. Die Guten Dienste und die Gaststaatrolle der Schweiz als neutraler Staat haben an Bedeutung gewonnen. Die Wahl Genfs für das Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Joe Biden und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Juni 2021 und die Gespräche zwischen Vertretern der USA und Chinas in Zürich im Oktober 2021 haben dies deutlich gemacht. Angesichts der zunehmenden sicherheitspolitischen Spannungen in Europa setzt die Schweiz ihre Bemühungen um einen inklusiven Dialog über die europäische Sicherheit und eine Lösungsfindung für die Konflikte fort. 

Covid-19 war weiterhin ein wichtiges Thema
Die Pandemie war auch 2021 ein wichtiges Thema für die Schweizer Aussenpolitik. Um Drittstaaten bei der Bewältigung der Pandemie zu unterstützen und auf die sich ändernden Bedürfnisse zu reagieren, richtete die Schweiz ihre Entwicklungsprogramme laufend neu aus und leistete einen Beitrag an die globale Initiative «Access to Covid-19 Tools Accelerator». Im Rahmen ihrer humanitären Hilfe liess sie mehreren Staaten Beatmungsgeräte sowie Tests und Schutzausrüstung zukommen.

Die Gesundheitskrise hatte auch Auswirkungen auf die diplomatische Arbeit. So konnte zum Beispiel die Überprüfungskonferenz des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen 2021 nicht durchgeführt werden.

Das Krisenmanagement-Zentrum des EDA war 2021 stark gefordert, was jedoch nicht allein auf die Pandemie zurückzuführen war. Die Situation in Afghanistan machte die Evakuierung von 385 Personen mit Bezug zur Schweiz und die vorübergehende Schliessung des Schweizer Kooperationsbüros in Kabul erforderlich.

Innovation und Wissenschaftsdiplomatie
Im Einklang mit der Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 bildete die Wissenschaftsdiplomatie einen Schwerpunkt der Schweizer Aussenpolitik. Im Oktober 2021 fand das erste Gipfeltreffen der Stiftung Geneva Science and Diplomacy Anticipator (GESDA) statt. Die Stiftung wurde 2019 auf Initiative des Bundesrats und des Staatsrats des Kantons Genf gegründet, um besser Schritt zu halten mit den enormen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritten. Um die Aktivitäten der Schweiz im Bereich der Wissenschaftsdiplomatie zu stärken, wurde im Berichtsjahr neu ein Sonderbeauftragter für Science Diplomacy ernannt.

Kohärente Aussenpolitik
Insgesamt wurden bei der Umsetzung der Aussenpolitischen Strategie 2020-2023 Fortschritte erzielt. Mit der Verabschiedung neuer geografischer Folgestrategien (China und Subsahara-Afrika) konnte die Kohärenz der Schweizer Aussenpolitik weiter gestärkt werden. Im Rahmen der Strategiekaskade hat das EDA zudem die Leitlinien Menschenrechte 2021−2024 verabschiedet.


Weiterführende Informationen

Schweizer Aussenpolitik: Strategien und Grundlagen
Aussenpolitische Strategie 2020–2023


Aussenpolitischer Bericht 2021 (provisorische Version)(pdf, 1668kb)


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