Article, 19.08.2017

Beitrag von Bundesrat Didier Burkhalter zum Welttag der Humanitären Hilfe am 19. August 2017.

A woman with a child is given a voucher for food in a United Nations tent.
Derzeit sind rund 130 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. © FDFA

Wir alle haben die Bilder von Frauen und Männern im Kopf, die ihr Leben riskieren, um den Opfern des seit Jahren anhaltenden Syrienkonflikts zu helfen. Viele dieser Menschen sind umgekommen, weil sie den Verletzten trotz Gefechten und Bomben Hilfe leisteten. Die Bilder sind deshalb Ausdruck des Muts und der Hingabe dieser selbstlosen Akteure der humanitären Hilfe, denen der 19. August gewidmet ist.

Ich bin in den letzten Jahren viel in der Welt herumgekommen und habe die unterschiedlichsten Regionen besucht. Zahlreiche Menschen haben mich in ihre Häuser gebeten. Diese waren zum Teil so armselig, dass sie keine Türe oder nur ein behelfsmässiges Dach hatten, und manchmal waren sie so baufällig, dass sie bei jedem neuen Erdrutsch oder jeder weiteren Explosion vom Einsturz bedroht waren. Das Leid und die Hoffnungen der Menschen, insbesondere der Kinder, haben mich zutiefst betroffen gemacht.

Wir müssen dort helfen, wo wir können. Die humanitäre Hilfe löst zwar keine Konflikte, aber sie lindert Leid, sie gibt den Menschen ihre Würde zurück. Sie gibt ihnen wieder Hoffnung und die Aussicht auf eine bessere Zukunft. Dank der Unterstützung der Schweiz hat beispielsweise Melhim, ein junger Syrer, den ich im Mai 2016 traf, wieder eine Zukunftsperspektive erhalten: Er besucht eine Schule im Libanon und kann deshalb wieder an sich und seinen Traum glauben, eines Tages Ingenieur zu werden.

Was humanitäre Hilfe bewirkt, sehen wir in den Augen der unterstützten Menschen. Zum Beispiel, wenn wir ein Jahr nach unserem Versprechen eine Wasserversorgung in einem Flüchtlingslager einige Kilometer vor der syrischen Grenze einweihen, wo Zehntausende unter der sengenden Sonne der jordanischen Wüste leben. Oder wenn wir im Osten der Ukraine die Dankbarkeit der Bevölkerung erleben, die es gewohnt ist, dass man sie ihrem Schicksal und den Bombenangriffen überlässt. Die unparteiische Schweiz hat es als einziges Land geschafft, humanitäre Hilfskonvois in die Ukraine zu schicken, von denen Tausende Menschen auf beiden Seiten der sogenannten Kontaktlinie profitieren.

Die Bedürfnisse sind riesig. Derzeit sind rund 130 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Schweiz wird auch weiterhin helfen und ihren Beitrag zur Linderung des Leids dieser Menschen und insbesondere der Kinder leisten. Sie setzt sich ein, weil dieses Engagement ihre Wertvorstellungen verkörpert und weil wir damit ein Bild unseres Landes in die Welt hinaustragen, auf das wir in aller Bescheidenheit stolz sein können. Das Schweizerkreuz auf den Zügen und Lastwagen, die durch die ukrainischen Konflikt- und Krisengebiete fahren, sind zu einem Symbol der Menschlichkeit und unserer spezifischen Rolle geworden: Sie sind Ausdruck einer nicht enttäuschten Hoffnung.

Es darf nicht sein, dass humanitäre Akteure, die kriegs- und konfliktbetroffenen Menschen zu Hilfe kommen, zur Zielscheibe bewaffneter Angriffe werden. Dasselbe gilt für Angriffe auf die Zivilbevölkerung. Das Töten unschuldiger Menschen ist unentschuldbar, ob es sich um Helfer oder Verletzte handelt. Das humanitäre Völkerrecht muss überall in der Welt eingehalten werden, auch während der Kampfhandlungen.

Am heutigen Tag würdigen wir die Arbeit der humanitären Helferinnen und Helfer und sprechen ihnen unseren Dank aus. Wir müssen aber auch das Engagement aller Frauen und Männer würdigen, die sich für Dialog und Mediation einsetzen. Mit ihrer Arbeit beugen sie Tragödien vor, solange dies noch möglich ist. Des Weiteren gebührt unser Dank den Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern, denn viele der heutigen Krisen sind auf die Missachtung und Verletzung der Menschenrechte zurückzuführen. Sie könnten vermieden werden, wenn diese Rechte eingehalten würden.

Die heutigen humanitären Bedürfnisse sind riesig. Um die komplexen Herausforderungen zu bewältigen und länger anhaltende Krisen zu lösen, braucht es nicht nur humanitäre Hilfe, sondern auch Entwicklungszusammenarbeit, Friedensförderung, eine Migrationspolitik und multilaterale Hilfe. Auch hier gilt: Einigkeit macht stark.

Dieser Text wurde als Gastbeitrag in der «Aargauer Zeitung», «La Regione» und in «Le Quotidien Jurassien» publiziert.

Last update 19.07.2023

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