Stärkung der Zivilgesellschaft

Projekt abgeschlossen

Durch den Schweizer Erweiterungsbeitrag wird in allen Partnerländern ausser Malta ein Unterstützungsfonds für Nichtregierungsorganisationen (NGO-Fonds) finanziert. Diese Fonds sollen die Mitwirkung der Zivilgesellschaft an der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes fördern und stärken. Der Gesamtbeitrag aller NGO-Fonds beträgt rund 61 Millionen Franken.

Land/Region Thema Periode Budget
Polen
Zivilgesellschaft stärken
Nichtregierungsorganisationen
01.12.2009 - 31.03.2016
CHF  15’725’000

Hinweis: Die Texte in allen Rubriken, mit Ausnahme «Erreichte Resultate», beschreiben die Situation vor Projektbeginn.

Seit Anfang der 1990er-Jahre hat sich die Zivilgesellschaft in den neuen EU-Mitgliedstaaten zwar erheblich weiterentwickelt, im Vergleich zu den alten Mitgliedstaaten ist sie aber nach wie vor bescheiden. Es entstanden zunächst verschiedene Strukturen, welche die Befriedigung der von den neuen demokratischen Regierungen teilweise vernachlässigten Grundbedürfnisse gewährleisten sollten.

Ein starker NGO-Sektor ist wichtig für die Zivilgesellschaft

Die Fonds für Nichtregierungsorganisationen in allen neuen EU-Mitgliedstaaten ausser Malta ermöglichen die wichtige Förderung der Zivilgesellschaft in diesen Ländern. Dadurch werden der NGO-Sektor und die Zivilgesellschaft in den betroffenen Ländern gestärkt. Oft profitieren besonders die ärmeren und sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten von einem ausgebauten Dienstleistungsangebot von NGOs.

In den meisten Ländern befindet sich der NGO-Fonds Mitte 2012 in der Umsetzungsphase, erste Projekte konnten bereits ausgewählt und mit deren Realisierung durch die involvierten Organisationen begonnen werden. Einige Länder, wie etwa die baltischen Staaten, haben bereits sämtliche finanziellen Mittel auf Projekte verpflichten können.

NGOs – unentbehrliche Akteure

Die Zivilgesellschaft fördert durch die Formulierung von Konzepten und durch ihre Aktivitäten (in Bereichen wie verletzliche Gruppen, Minderheiten, Umwelt und Kultur) die Demokratisierung. Zudem trägt sie dazu bei, dass die staatlichen Behörden effizienter arbeiten, indem sie dafür sorgt, dass die Anliegen der Bevölkerung besser berücksichtigt werden. Dies gilt sowohl für konkrete Aktionen auf lokaler Ebene wie auch für die Anwaltschaft auf regionaler und nationaler Ebene. NGOs decken somit oft vielseitige Aufgabenbereiche im alltäglichen Leben ab.

Durch die NGO-Fonds werden insbesondere Projekte in den Bereichen Soziales und Umwelt unterstützt. Mehr als die Hälfte der bewilligten Projekte werden auf diese beiden Themen fallen. Jedoch finanziert die Schweiz auch weitere Projektthemen, wie der vermehrte Einbezug der Zivilbevölkerung am politischen Entscheidungsprozess und die Zusammenarbeit von NGOs und Gemeinden.

Schweizer Organisationen verfügen über wertvolle Erfahrungen

Durch den Einbezug von Schweizer Partnern in Projekten können die NGOs auch von Schweizer Fachwissen profitieren. Insgesamt werden gegen zwanzig Prozent der Projekte mit Schweizer Beteiligung umgesetzt. Das Schweizer Fachwissen und die Erfahrungen für die in einem neuen Umfeld agierenden und daher oft unerfahrenen NGOs in den Partnerländern sind von grossem Wert und können vielseitig eingesetzt werden. So unterstützten Schweizer NGOs ihre Partner unter anderem bezüglich einer Zusammenarbeit mit der Regierung, der Förderung von jungen freiwilligen Helfern oder sogar bei der Buchführung. Durch das Schweizer Know-how können die Organisationen in den Partnerländern direkt effiziente und effektive Projekte um- und ihre finanziellen und menschlichen Ressourcen bestmöglich einsetzen.

Gezielte Unterstützung der Zivilgesellschaft – auch für die Schweiz von Interesse

Dank Partnerschaften mit Organisationen in den Partnerländern können schweizerische Organisationen ihre Netzwerke und ihr Fachwissen weiterentwickeln. Diese Partnerschaften werden durch die Mechanismen der NGO-Fonds unterstützt. Zudem profitiert die Schweiz von der Tätigkeit von NGOs, weil viele der Themen wie etwa wirtschaftlicher Austausch, Migration und Umweltschutz miteinander zusammenhängen und von internationaler und teilweise sogar globaler Relevanz sind.

Projekte werden bei der nationalen Institution eingereicht, die mit der Verwaltung der Fonds beauftragt worden ist. Insgesamt werden mehrere tausend Projektvorschläge eingehen. Ein breit abgestütztes Auswahlkomitee im Land entscheidet über die Finanzierung der Projekte.

Durch die im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags eingerichteten NGO-Fonds

  • werden rund 700 Projekte im Gesamtumfang von 61,2 Millionen Schweizer Franken mitfinanziert.

  • wird der NGO-Sektor in den jeweiligen Ländern gestärkt und somit die Zivilgesellschaft unterstützt.

  • werden in etwa 150 NGO-Kleinprojekten auch Partnerschaften zwischen ausländischen und schweizerischen Organisationen zu Stande kommen.

  • werden Projekte mehrheitlich in den Bereichen Umwelt und Soziales, aber auch zu weiteren Themen umgesetzt

     

        

Projektbeispiele

 

Pflege und Unterstützung bei Frühgeburten
Estland

Dieses Projekt in Zusammenarbeit mit dem Tartu Universitätsspital unterstützt Familien mit Frühgeburten, sowie mit Neugeborenen, die schwerwiegende Krankheiten oder Behinderungen aufweisen. Es umfasst Beratung und Begleitung der betroffenen Eltern.

Sicherheit für betagte und behinderte Menschen zu Hause
Estland

Die Idee dieses Projekts ist ein Alarmsystem, das in Wohnungen von betagten und behinderten Menschen angebracht wird. Das Betätigen eines Alarmknopfes ruft freiwillige Helferinnen und Helfer aus dem Quartier, die dann rasch bei benötigter Hilfe vor Ort sein können. Das zögert das Eintreten ins Spital oder ein Pflegeheim hinaus, was sehr teuer sein kann.

Jugendliche aufklären über die Rolle der Zivilgesellschaft
Polen

In Zusammenarbeit mit Jugendlichen an verschiedenen Gymnasien werden Theaterstücke entwickelt, durch die Gleichaltrige von anderen Schulen sensibilisiert und aufgeklärt werden über die Rolle der Zivilgesellschaft. Aus diesem Material entsteht ein Schulbuch für die Oberstufe zum Thema öffentliches Leben und demokratische Grundrechte und –pflichten.

Begleitung von Strafgefangenen in die Freiheit
Estland

Strafgefangene werden ein halbes Jahr vor Entlassung auf den Moment vorbereitet und in der ersten Zeit in Freiheit durch einen Berater begleitet. Dieser unterstützt den Betroffenen bei der Wohnungs- und Stellensuche, beim Wiedereingliedern in die Gesellschaft und bei administrativen Hürden. Diese Massnahmen verringern die Chance auf einen Rückfall in die Illegalität und Kriminalität.

Jugendarbeit in Vororten von Riga
Lettland

Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen und mit kriminellen Neigungen sind das Zielpublikum: mit ihnen werden Kurse durchgeführt, in denen sie Interesse und Fähigkeiten bei sich selber entdecken, beispielsweise im Bereich Handwerk, Kunst, Kochen und Fotografie. Ziel ist, Neugierde zu entwickeln und Lernbarrieren abzubauen.