21 Partnerschaftsprojekte vor dem Abschluss

Artikel, 20.08.2014

Im Sommer 2014 wird die Mehrheit der 21 schweizerisch-polnischen Partnerschaftsprojekte abgeschlossen werden. Eine bei 16 Schweizer Projektpartnern durchgeführte Evaluation hat ergeben, dass die meisten Projekte gut verlaufen sind und ein für beide Seiten bereichernder Erfahrungs- und Wissensaustausch stattgefunden hat.

Philippe Nendaz mit Agata Stwora, Schulleiterin der polnischen Sonderschule in Łodygowice.
Die Zusammenarbeit funktioniert – Philippe Nendaz mit Agata Stwora, Schulleiterin der polnischen Sonderschule in Łodygowice. © Fondation Per Corda

Die 21 finanzierten Partnerschaftsprojekte umfassen verschiedene Themenbereiche wie Tourismusförderung, Umwelt und Energie, öffentlicher Verkehr, Raumplanung und Wirtschaft. Ausserdem gibt es so genannte Gemeindepartnerschaften wie zum Beispiel die Partnerschaft zwischen der Gemeinde Villars-sur-Glâne im Kanton Fribourg und der Gemeinde Zagórz im Südosten Polens. Bei allen Unterschieden verfolgen die 21 Projekte ein gemeinsames Ziel, nämlich den Austausch von Wissen und Erfahrungen in einem Fachgebiet zu fördern, in dem eine Schweizer Institution oder NGO ein grosses Know-how besitzt.

Dieser Austausch ist für beide Seiten bereichernd, da die polnischen und Schweizer Projektverantwortlichen nicht nur Wissen gewinnen, sondern auch wichtige internationale Kontakte knüpfen können. Kernstück des Erfahrungsaustauschs sind nämlich die gegenseitigen Besuche, bei denen ein Austausch zwischen Projektpartnern, Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Politik sowie Expertinnen und Experten stattfinden.

Nicht nur in Polen, sondern auch in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien sowie in Ungarn gibt es einen Partnerschaftsfonds. Insgesamt werden mit einem Gesamtbetrag von 23,3 Mio. CHF über 150 Kleinprojekte mitfinanziert.

Folgende drei Beispiele zeigen schweizerisch-polnische Partnerschaftsprojekte aus unterschiedlichen Themenbereichen:

Tourismusförderung dank Fachwissen aus dem Wallis

Der Erfahrungsaustausch mit der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus Wallis (HEO-SO) trägt zur Stärkung des Potenzials der wirtschaftlich schwachen Region Karpatenvorland (Podkarpackie) bei. Beispielsweise riet die Hochschule den polnischen Projektleitern, die Dienstleistungen für Touristen zu modernisieren und das Angebot attraktiver zu gestalten. Dazu gehören unter anderem die Einführung eines elektronischen Buchungssystems auf der lokalen Webseite und das Werben mit Kombi-Angeboten, z.Bsp. ein Pauschalpreis für die Anreise mit dem Öffentlichen Verkehr und die Übernachtung.

Steigerung der Energieeffizienz in polnischen Gemeinden

Dachbegrünung steigert die Energieeffizienz von Häusern um bis zu 30%. Sie ist in der Schweiz schon weit verbreitet, doch in Polen weitgehend unbekannt. Das Partnerschaftsprojekt zwischen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und dem polnischen Gemeindeverband „Energiestädte“ verfolgt deswegen zwei Hauptziele: Die Information von Fachpersonen und der polnischen Bevölkerung zum Thema Dachbegrünung, sowie die Vermittlung von Know-how und die Implementierung der für die Dachbegründung notwendigen Technologien.

Heilpädagogie: Gemeinsamkeiten anstatt Unterschiede suchen

Mit dem Ziel, die beruflichen Qualifikationen ihrer Mitarbeitenden zu verbessern, sind die Sonderschule des Kantons Waadt und die Sonderschule der polnischen Gemeinde Łodygowice eine Partnerschaft eingegangen. Im Rahmen von je 10 Besuchen in der Schweiz und in Polen haben die 43 Mitarbeitenden die Erziehungs- und Schulungsmethoden ihrer Projektpartner auf praktische Art und Weise kennengelernt. So haben Schweizer Mitarbeitende den Unterricht ihrer polnischen Kolleginnen und Kollegen beobachtet und in einem zweiten Schritt auch selbst unterrichtet und umgekehrt.

„Die Zusammenarbeit hat gezeigt, dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in unserer Arbeit gibt. Wir teilen - trotz geographischer Distanz - dieselben Grundwerte, welche mit den Herausforderungen der Erziehung und Selbstbestimmung von Behinderten und ihrer Teilnahme am sozialen Leben einhergehen, wenn sie von offenen Gemeinschaften praktiziert werden und im Wohle der Entwicklung des Kindes stehen. Die Unterschiede beschränken sich auf die verschiedenen methodischen Zugänge in der Pädagogie und der Therapie. Diese unterschiedlichen Ansätze sind für die beruflichen Identitäten bereichernd und eröffnen den Mitarbeitenden neue Perspektiven.“

Philippe NENDAZ – Leiter des Office de l'enseignement spécialisé (OES) des Kanton Waadt