Die Zusammenarbeit mit Kroatien konkretisiert sich

Artikel, 31.05.2017

Zweieinhalb Jahre nach dem Parlamentsentscheid, Kroatien mit einem Erweiterungsbeitrag von 45 Millionen CHF zu unterstützen, läuft Ende Mai 2017 die Verpflichtungsperiode aus. In dieser Zeit haben sich die Schweiz und Kroatien auf zwölf Projekte geeinigt. Im Fokus der Zusammenarbeit stehen Trinkwasserversorgung, Abwasserreinigung, Bildung, Forschung und Minenräumung.

Lernende nähen eine Perücke
Der kroatische Privatsektor soll vermehrt in die Ausbildung von Lehrlingen einbezogen werden. DEZA

Während der Erweiterungsbeitrag an jene Länder, die 2004 der EU beigetreten sind, in Kürze zum Abschluss kommt, beginnt sich jener an Kroatien zu konkretisieren. Kroatien ist 2013 der EU beigetreten und ist damit deren jüngster Mitgliedstaat. Die beiden Räte des schweizerischen Parlaments haben im Dezember 2014 beschlossen, Kroatien im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags mit 45 Millionen CHF zu unterstützen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA und das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO begleiten die Umsetzung des Erweiterungsbeitrags an Kroatien. Mit dem Ende der Verpflichtungsperiode am 31. Mai 2017 steht nun fest, dass die Schweiz und Kroatien bis 2024 zwölf Projekte umsetzen. 

Alle zwölf Projekte tragen dazu bei, das wirtschaftliche und soziale Gefälle zwischen Kroatien und der EU und innerhalb Kroatiens zu verringern. Der Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Wasser, Bildung, Forschung und Minenräumung. 

Schutz von Adria und Donau
Während neun Monaten hat sich ein internationales Konsortium zusammen mit der Schweiz intensiv mit der bestehenden Trinkwasserversorgung und der Abwasserreinigung in Gorski kotar (kroatische Schweiz) auseinandergesetzt. Die daraus resultierende Machbarkeitsstudie definiert ein umfangreiches Massnahmenpaket für die insgesamt sieben Gemeinden der Region. Die Schweiz unterstützt vier dieser Gemeinden. Die Umsetzung der Massnahmen dient dem Schutz der Donau und der Adria, die unter anderem aus Gorski kotar gespeist werden. Mit dem Massnahmenpaket werden gleichermassen die Qualität der Wasserversorgung und die wirtschaftliche Attraktivität der Region gesteigert. Zwei übergeordnete Ziele sind die Reduktion der Trinkwasserverlustrate von 52% auf 34% sowie eine starke Reduktion der unkontrolliert in die Umwelt entlassenen häuslichen Abwässer. 

Berufsbildung und Forschung
Die Schweiz verfügt über ausgewiesene Erfahrung in der dualen Berufsbildung. Dieses Know-how stösst international zunehmend auf Nachfrage. Auch Kroatien hat entschieden, von der Schweizer Expertise zu profitieren und mittels Erweiterungsbeitrag einen ausgewählten Berufsbildungssektor zu modernisieren. Zurzeit erfolgt die Ausbildung hauptsächlich in Berufsschulen. Ziel ist es, den Privatsektor bei der Ausbildung von Lehrlingen vermehrt einzubeziehen und so die Jugendarbeitslosigkeit zu reduzieren. Eine Arbeitsmarktanalyse wird die Grundlage bilden, um Ausbildungswege und Rollen der verschiedenen Beteiligten neu zu beschreiben. 

Weiter sind zwei Projekte im Forschungsbereich vorgesehen. Gemeinsame Projektvorhaben von Forschungsteams aus beiden Ländern und eine Laufbahnunterstützung für kroatische Spitzenforschende sollen unterstützt werden. Dadurch werden internationale Vernetzung, Weiterentwicklung von Methoden sowie hohe Forschungsqualität ermöglicht und gefördert. Ferner unterstützt die Schweiz das Projekt Eurostars. Es handelt sich dabei um ein Förderinstrument für angewandte Forschung innerhalb von Eureka, dem europäischen Netzwerk zur Förderung von Wettbewerbsfähigkeit des Privatsektors. Innovative kroatische Firmen unterbreiten einem internationalen Gremium ein Forschungsvorhaben. Sofern dem Vorhaben hohe Qualität und Potential attestiert wird, unterstützt das europäische Programm die Umsetzung dieser Forschung, mitfinanziert durch nationale Mittel. Damit die Erfolgsrate für kroatische Firmen steigt, bietet die Schweiz fachliche und finanzielle Unterstützung. 

Minenräumung und Unterstützung von Minenopfern
Nach dem Krieg in den 90er Jahren bleibt in Kroatien immer noch ein Gebiet von rund 430 km2 zu entminen – eine grosse und kostspielige Aufgabe, welcher sich Kroatien bisher beispielhaft angenommen hat. Je mehr Mittel dem Land zur Verfügung stehen, desto rascher kann die Minenräumung vorangetrieben werden. Die Schweiz hat daher beschlossen, die Minenräumung in Kroatien sowie die Minenopfer und deren Familien im Rahmen des Erweiterungsbeitrags zu unterstützen.