Ende des humanitären Engagements der Schweiz im Südkaukasus

Artikel, 23.12.2016

Die Schweiz beendet Ende 2016 die humanitäre Hilfe in Armenien, Aserbaidschan und Georgien. Die Bevölkerung dieser Länder hat bei Naturkatastrophen und einer Reihe von Konflikten von Nothilfe sowie hervorragenden Wiederaufbau- und Präventionsprogrammen profitiert. Die Schweiz führt in der Region mehrere Kooperationsprogramme und Aktivitäten zur Friedensförderung weiter.

Am 10. Dezember 1988 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 6,5 auf der Richterskala die Stadt Spitak in Nordarmenien. 25’000 Menschen starben und eine halbe Million wurde obdachlos. Schweizer Expertinnen und Experten wurden in die Region entsandt, um den Überlebenden beizustehen. Dies war der Beginn des Engagements der Humanitären Hilfe der DEZA im Südkaukasus, das nach den Konflikten in Berg-Karabach, Abchasien und Südossetien auf Georgien und Aserbaidschan ausgeweitet wurde.

Während knapp drei Jahrzehnten konzentrierte die Humanitäre Hilfe der DEZA ihr Engagement auf die Katastrophenprävention und den Wiederaufbau der durch Naturkatastrophen oder Konflikte verwüsteten Gebiete.

Ende 2016 beendet die DEZA die humanitäre Hilfe in dieser Region. Die 1999 im Rahmen der Ostzusammenarbeit begonnene technische Zusammenarbeit wird hingegen weitergeführt. An gewissen Orten bestehen zwar nach wie vor humanitäre Bedürfnisse, doch die Situation ist nicht mit den grossen aktuellen Krisen im Nahen Osten oder am Horn von Afrika vergleichbar.

Das humanitäre Engagement der Schweiz diente letztlich nicht nur zur Bewältigung von Notsituationen, sondern machte es vor allem auch möglich, die Lebensbedingungen von Tausenden von Familien zu verbessern und gleichzeitig einen Wissenstransfer sicherzustellen.

Armenien und Georgien: Ausbildung von Rettungseinheiten und Katastrophenprävention

Armenien ist nicht gefeit vor weiteren Erdbeben. Die Humanitäre Hilfe der DEZA hat daher zusammen mit den armenischen Behörden die Rettungsmechanismen verbessert. Seit 2004 wird die armenische Feuerwehr für den Einsatz im Katastrophenfall ausgebildet und ausgerüstet, und die notfallmedizinische Ausbildung von Ärzteschaft und Pflegepersonal wurde obligatorisch erklärt, um bei Bedarf auf diese Personen zurückgreifen zu können. Zudem leistete die Humanitäre Hilfe der DEZA einen Beitrag zur Verstärkung der regionalen Schnelleinsatzgruppen in den fünf Regionen, die am meisten von Naturgefahren betroffen sind.

Im Bereich der Katastrophenprävention realisierte die Humanitäre Hilfe der DEZA in Armenien und Georgien mehrere Projekte. So haben etwa die georgischen Behörden Naturgefahrenkarten der Berggebiete nach dem Modell der Schweiz erarbeitet.  

Georgien: Unterkünfte für die durch die Konflikte vertriebenen Personen

Infolge der Konflikte in Südossetien und Abchasien mussten seit Ende der Neunzigerjahre rund 300’000 Menschen in Georgien ihre Häuser verlassen. Die Hälfte der Vertriebenen lebt immer noch unter prekären Bedingungen. Die Humanitäre Hilfe der DEZA lancierte mehrere Projekte, um diesen Personen eine Unterkunft zu verschaffen und ihre Würde zu wahren.

Zwischen 2007 und 2013 hat sie beispielsweise in fünf Städten neunzehn Gebäude für insgesamt 168 Familien errichtet. Diese Wohnungen (Social Housing) wurden den Gemeindebehörden übergeben, die sie Vertriebenen oder anderen Bedürftigen kostenlos zur Verfügung stellen.

Mit anderen von der Humanitären Hilfe der DEZA finanzierten Projekten konnte die Wirtschaft in den Ortschaften, die vom Krieg gegen Russland von 2008 betroffen waren, wieder angekurbelt werden. In den Regionen Gali (Abchasien), Samegrelo und Shida Kartli hat die Humanitäre Hilfe der DEZA die Infrastruktur wiederaufgebaut, was 7700 Familien zugutekommt. Dabei handelt es sich um Schulgebäude, Kindergärten und ein Bewässerungssystem, das die Bewirtschaftung von mehr als 150 Hektar Landwirtschaftsland ermöglicht. Zudem verfügen mehr als 339 Bauernfamilien, Produzenten und Kleinhändler heute dank den für die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit gewährten Krediten wieder über eine Einnahmequelle.

Aserbaidschan und Armenien: Unterstützung der Aktivitäten des IKRK zugunsten der Familien vermisster Personen

Im bewaffneten Konflikt in Berg-Karabach zu Beginn der Neunzigerjahre wurden rund 4500 Frauen und Männer aus Aserbaidschan und Armenien als verschwunden gemeldet. In diesem Kontext unterstützte die Humanitäre Hilfe der DEZA die Suchoperationen des IKRK in den beiden Ländern. Diese hatten zum Ziel, die Daten aller verschwundenen Personen zusammenzutragen und zu versuchen, ihr Schicksal aufzuklären.

Weiterführung der Zusammenarbeit

Von 2017 bis 2020 wird die Schweiz die regionale Dimension ihrer Zusammenarbeit mit den drei Ländern des Südkaukasus verstärken. Dazu haben die DEZA, das SECO und die Abteilung Menschliche Sicherheit des EDA gemeinsam eine neue Kooperationsstrategie verabschiedet. Die am Rande Europas gelegene Region ist für die regionale Stabilität strategisch wichtig. Dies hat die Schweiz dazu veranlasst, ihre Zusammenarbeit zu erneuern.

Schwerpunkte sind weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Gebiete, die Reform der Institutionen und die Friedensförderung. Die Katastrophenprävention bleibt Teil des Engagements der Schweiz in der Region, vor allem in den Berggebieten. Mehrere langfristige Projekte der Humanitären Hilfe der DEZA, wie die Kartierung von Naturgefahren in Georgien, werden weiterentwickelt.