Nach 13 Jahren humanitärer Hilfe setzt die Schweiz ihr Engagement in Sri Lanka in neuer Form fort

Artikel, 29.02.2016

Nach 13-jähriger Aufbauarbeit zur Beseitigung der Folgen des Tsunamis und wiederholter bewaffneter Konflikte geht die humanitäre Hilfe der DEZA in Sri Lanka ihrem Ende zu. Die Schweiz setzt ihr Engagement vor Ort gleichwohl auf zwei Ebenen fort: Sie steht Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten zur Seite, die ins Ausland reisen, und unterstützt die nationale Versöhnung.

Eine Frau und ein Kind in ihrem wieder aufgebauten Zuhause.
Tausende von sri-lankischen Familien haben dank Projekten der humanitären Hilfe der DEZA wieder ein Dach über dem Kopf. © EDA

Das Jahr 2016 stellt einen Wendepunkt in der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Sri Lanka dar. Bis im April wird die DEZA sämtliche Aktivitäten der humanitären Hilfe definitiv abschliessen. Sie beendet ihr 13-jähriges Engagement für die Ärmsten im Gefühl, ihre Aufgabe vor Ort erfüllt zu haben. Die Expertinnen und Experten der DEZA konnten feststellen, dass die wichtigsten Bedürfnisse nunmehr gedeckt sind. Für die Schweiz ist die Zeit gekommen, sich in der humanitären Hilfe anderen Prioritäten zuzuwenden.

2003 nahm die DEZA ihre Tätigkeit in Sri Lanka auf und eröffnete kurz nach dem Waffenstillstand zwischen der Regierung und den Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) ein Büro in Jaffna, im Norden der Insel. Ganze Städte waren durch die Kampfhandlungen zerstört worden. In einem ersten Wiederaufbauprogramm konnten Tausende von Überlebenden des bewaffneten Konflikts von der humanitären Hilfe der DEZA profitieren.

Ein «Schweizer Konsortium» hilft nach dem Tsunami

Kurze Zeit später löste der entsetzliche Tsunami vom 26. Dezember 2004 eine neue und bislang beispiellose humanitäre Mobilisierung aus. Die DEZA schickte in kürzester Frist mehrere Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe auf die Insel. Gemeinsam mit dem Schweizerischen Roten Kreuz, dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz und der Glückskette lancierte sie in den Distrikten Matara (im Süden) und Trincomalee (im Osten) ein zweites grosses Aufbauprogramm. In drei Jahren reparierte oder baute das sog. Schweizer Konsortium insgesamt 10 500 Häuser und 18 Schulen wieder auf.

Eine dritte Aufbauphase folgte 2009 bis 2015 im Gefolge einer neuen Periode tödlicher und zerstörerischer Auseinandersetzungen zwischen der sri-lankischen Armee und den LTTE im Norden der Insel. Dank der gesammelten Erfahrungen konnte die DEZA über 5000 Familien ein Dach über dem Kopf verschaffen und mehr als 1200 Kindern wieder den Schulbesuch ermöglichen. Die DEZA baute nicht nur Häuser, Schulen und Brunnen wieder auf, sondern entwickelte auch einen Wiederaufbauplan für die lokale Wirtschaft und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung; dieser setzte vor allem auf Mikroinvestitionen im Fischereisektor.

Neuer Fokus: Migration und Versöhnung

Nachdem friedliche Wahlen im Januar 2015 eine neue Regierung an die Macht gebracht haben, wird die Schweiz das Angebot ihrer Entwicklungszusammenarbeit in Sri Lanka in Zukunft auf zwei bereits seit einigen Jahren ausgebaute Tätigkeitsbereiche konzentrieren: Arbeitsmigration und nationale Versöhnung.

Seit 2010 engagiert sich die DEZA für die Verbesserung der Sicherheit sri-lankischer Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten, beispielsweise in den Golfstaaten. Im Rahmen ihres Globalprogramms Migration und Entwicklung sorgt sie dafür, dass die Wirtschaftsmigrantinnen und –migranten über ihre Rechte informiert werden und wenn nötig auf juristische Unterstützung zählen können. Es geht auch darum, Familien auf den Aufbruch eines Familienmitglieds vorzubereiten, insbesondere wenn eine Mutter das Haus verlässt, zumal die Mütter eine zentrale Rolle im Alltag spielen. Damit die Migrantinnen und Migranten besser geschützt und die positiven Wirkungen der Migration sichtbar gemacht werden können, ist es von vorrangiger Bedeutung, dass die sri-lankischen Regierungsstellen eine umsichtige nationale Migrationspolitik erarbeiten. Die DEZA unterstützt sie dabei.

Ein weiterer Bereich, in dem die Schweiz wertvolle Zusammenarbeit anbieten kann, ist die nationale Versöhnung und die Vergangenheitsarbeit. Behörden und Bevölkerung müssen das schwere Erbe von Gewalttätigkeiten zwischen und innerhalb der Bevölkerungsgruppen verarbeiten. Bereits seit 2003 ist ein Berater der Abteilung Menschliche Sicherheit des EDA an der Schweizer Botschaft in Colombo stationiert. Er unterstützt den laufenden Versöhnungsprozess, hilft bei der Schaffung von Foren für den Dialog und begleitet die Arbeiten für die Verfassungsreform. Vertreterinnen und Vertreter sämtlicher politischer und ethnischer Gruppierungen sowie Mitglieder der sri-lankischen Diaspora werden in die Konsultationen einbezogen.

Die Karte zeigt die Gebiete, in denen die DEZA nach dem Tsunami von 2004 und dem Ende der bewaffneten Konflikte 2009 tätig war.
Nachdem die DEZA 2004 Tsunami-Opfern beim Wiederaufbau ihrer Wohngebiete (rote Bereiche) geholfen hatte, weitete sie ihr Hilfsprogramm nach den letzten bewaffneten Auseinandersetzungen von 2008 und 2009 im Norden Sri Lankas aus (graue Zone). © DEZA