Erleichterter Zugang zu Bildung für 9000 lettische Schülerinnen und Schüler

Projekt abgeschlossen

Im Dezember 2010 wurden die letzten der insgesamt 110 Schulbusse nach Lettland ausgeliefert, die aus Mitteln des lettisch-schweizerischen Zusammenarbeitsprogramms finanziert werden. Die Busse ermöglichen es, in ländlichen, benachteiligten Gebieten ein gut funktionierendes Schultransportsystem zu organisieren.

Land/Region Thema Periode Budget
Lettland
Soziale Sicherheit erhöhen
Verschiedene soziale Dienstleistungen
01.01.2009 - 31.12.2011
CHF  13’769’767

Hinweis: Die Texte in allen Rubriken, mit Ausnahme «Erreichte Resultate», beschreiben die Situation vor Projektbeginn.

Vor dem Hintergrund laubloser Wälder und schon winterlich brachliegender Felder waren sie kaum zu übersehen: Am 16. November 2010 zog ein Konvoi von 21 leuchtorangefarbenen Schulbussen die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer auf der Strasse von Riga nach Tukums auf sich. Die Busse waren auf dem Weg zur Übergabe an lettische Gemeinden und sind Teil des im Rahmen des Erweiterungsbeitrags von der Schweiz mitfinanzierten lettischen Projektes zur Verbesserung der Schultransporte in ländlichen Gebieten.

Projekt bereits Ende 2010 erfolgreich abgeschlossen

Die ersten Busse waren bereits am 29. und 30. September 2010 den drei Gemeinden Grobina, Talsi und Madona feierlich übergeben worden. Mittlerweile konnten alle 110 Schulbusse an insgesamt 59 Gemeinden ausgeliefert werden. Das Projekt konnte somit bereits erfolgreich abgeschlossen werden. In Zukunft werden rund 9000 in ländlichen, abgelegenen Gebieten wohnende Kinder von einem sicheren Schulweg profitieren.

Bislang hatten viele Schulkinder in abgelegenen und benachteiligten Gebieten Lettlands einen langen und teilweise gefährlichen Schulweg. So gab es in der Vergangenheit etliche Verkehrsunfälle sowie Fälle von Kindsentführungen. Gut funktionierende Schultransporte wurden deshalb als wichtig erachtet, doch den dafür zuständigen Gemeinden fehlten hierfür oft die Mittel. Die lettische Regierung hatte sich deshalb zur raschen Lancierung des Projekts "Verbesserung der Schultransporte im ländlichen Raum" entschlossen und dafür im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrages Mittel beantragt.

Populäres Projekt in der lettischen Bevölkerung

Die Massnahmen zur Verbesserung des ländlichen Schultransports in Lettland werden von der Schweiz mit insgesamt 13.8 Millionen Franken unterstützt und sind damit bezüglich Finanzvolumen das grösste schweizerisch-lettische Projekt.

Das Projekt ist in der lettischen Bevölkerung ausserordentlich populär und wurde mit der Finanz- und Wirtschaftskrise noch dringlicher. Die von den internationalen Gebern verlangten Reformen beinhalteten massive Einsparungen im Staatshaushalt: Die Regierung musste Schulen schliessen und Subventionen für den öffentlichen Verkehr beträchtlich kürzen, was zur Stilllegung von Buslinien in ländlichen Gebieten führte. Die strategische Schulkonzentration im weitläufigen Land brachte somit eine Kombination von längerem Schulweg und der Abschaffung einiger öffentlicher Transportlinien mit sich. Dies verunmöglichte vielen Schulkindern in den ländlichen Gemeinden, ihre oft etliche Kilometer entfernten Schulen regelmässig zu besuchen. Das schweizerisch-lettische Projekt schliesst nun diese Versorgungslücke.

Experten bestätigen korrektes Ausschreibungs- und Vergabeverfahren

Alle 59 Gemeinden, welche Schulbusse erhalten haben, haben sich dazu verpflichtet, den Unterhalt der Transportmittel zu bestreiten und ausgebildete Chauffeure zu stellen. Je nach Bedarf kommen drei verschiedene Schulbustypen zum Einsatz, welche mit je 19, 27 oder 40 Passagiersitzen ausgerüstet sind.

Das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren, welches von den schweizerischen Stellen sorgfältig geprüft und beobachtet wurde, ist ein zentrales Anliegen der Schweiz im Rahmen der Vergabeplanung der Mittel aus dem Erweiterungsbeitrag. Zu diesem Zweck wurde auch die Beschaffungsabteilung der Postauto AG in beratender Funktion beigezogen.

Finanzierung eines weiteren Projektes durch eingesparte Mittel

Durch die ausgezeichnete Verwaltung des Projektes auf lettischer Seite konnten über zwei Millionen Schweizer Franken eingespart werden. Dies ermöglichte die Finanzierung eines weiteren Projektes zum verbesserten Brandschutz an 138 öffentlichen Schulen in ganz Lettland.

Seit über einem Jahr verkehren in den Strassen von Tukums drei orange Busse. Die Gemeindebezirke Seme-Zentene, Tume-Degole und Pure-Jaunsati haben im Rahmen des Kooperationsprogramms Schweiz-Lettland neue Schulbusse erhalten.

Wenn ich mit Amtsträgern dieser Bezirke zusammentreffe, erwähnen sie immer begeistert, wie positiv sich der Transport der Schulkinder dank diesen Bussen verändert hat.

Im Gemeindebezirk Seme-Zentene zum Beispiel brachte vorher ein 20 Jahre alter Bus die Kinder zur Schule. Er war sehr klapprig geworden, und sein Unterhalt war teuer. Der neue Schulbus bietet nicht nur einen schönen Anblick, sondern ist auch ein sicheres Transportmittel. Gemäss Silvija Rabkevica, der Vorsteherin des Gemeindebezirks, hat sich der Benzinverbrauch halbiert, und es fielen im Jahr 2011 kaum Wartungskosten an. Schul- und Vorschulkinder fahren jetzt sicher und bequem. Der Bus ist im Winter warm und im Sommer kühl. Er dient ausschliesslich dem Transport von Kindern zur Schule und zurück sowie zu Schulsportanlässen und Exkursionen.

Auch Lidija Legzdina, Vorsteherin des Gemeindebezirks Tume-Degole, und Santa Heimane, Vorsteherin des Gemeindebezirks Pure-Jaunsati, sind für die neuen Schulbusse dankbar: Sie erleichtern den Schulbesuch für Kinder der betreffenden Bezirke, die sonst keine Möglichkeit haben, zur Schule zu gelangen. Mit den neuen Bussen können die Schulkinder sicher und komfortabel zur Schule und wieder nach Hause fahren. Die Busse haben Klimaanlage und Sicherheitsgurte – und natürlich eine leuchtende Farbe. Die Bezirksvorsteherinnen betrachten diese neuen Schulbusse als ein grosses Privileg. In dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage trägt das Projekt zu einer finanziellen Entlastung bei, denn die Kosten für die Miete von Schulbussen fallen weg.

Im Namen der Einwohner von Tukums möchte ich der Schweiz für ihre Unterstützung und Hilfe meinen herzlichsten Dank aussprechen. Unsere Schulkinder schätzen die neuen Busse sehr und sind glücklich, jeden Tag damit fahren zu dürfen.

Juris Šulcs,
Bürgermeister von Tukums