Der Botschafter war aber nicht der Einzige, der mit der Eröffnungsrede an diesem Abend auf der Bühne auftreten durfte: Aline Suter und Céline Carridroit, die Regisseurinnen des Dokumentarfilms „Resuns“ (über die rätoromanische Sprache) haben ebenfalls in diesen Tagen Nowosibirsk besucht und Recherchearbeiten (und sogar Aufnahmen) für den nächsten Film gemacht.
In Kasan – zwei Monate später – fiel das Festival der Schweizer Filme mit dem offiziellen Besuch der Staatssekretärin für Wirtschaft Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch zusammen. Den Beginn ihres Programms widmete sie jedoch der Kultur: direkt vom Flughafen kam sie ins Zentrum für zeitgenössische Kunst „Smena“, um an der Eröffnungszeremonie teilzunehmen und den ersten Film vorzustellen.
Das Thema der diesjährigen Filmfestivals in den beiden Regionen lautete „Cherchez la Femme“ und ist der Frau hinter und vor der Kamera gewidmet, der Frau in unterschiedlichen Rollen, unterschiedlichem Alter, mit unterschiedlichen Träumen und Leidenschaften. Sowohl in Nowosibirsk als auch in Kasan war der Eröffnungsfilm das Drama „Die Göttliche Ordnung“, welcher vom öffentlichen kämpferischen Einsatz für das Frauenstimmrecht in der Schweiz handelt.Das Programm des Festivals hat sich aber nicht nur auf Filme beschränkt: In Nowosibirsk haben wir im gleichen Kulturzentrum fast bis Anfang Juni die Ausstellung von Schweizer Abstimmungsplakaten „Stimmvolk – Volksstimme“ gezeigt, die seit einem Jahr durch Russland tourt. In Kasan haben der Stellvertreter des Botschafters Tobias Privitelli und die Leiterin der Kulturabteilung Elena Naumova die Partner in den lokalen Bibliotheken besucht.
In der Zentralbibliothek hat Privitelli über die Rolle von Schriftstellern und Publizisten in der Entwicklung des modernen Schweizer Bundesstaates gesprochen. Wir waren ziemlich überrascht, wieviel unsere Zuhörer bereits über die Schweiz wissen – und nicht nur über die Literatur. Die Zuhörer fragten beispielsweise, warum die Zahl der Schweizer Nobelpreisträger so gross ist, wie sich die Schweiz um die berufliche Weiterbildung kümmert, wieviel Prozent der Studenten technische Fachrichtungen wählen, wie die Bibliotheken funktionieren, wie sich die Beziehungen zwischen Russland und der Schweiz entwickeln und worauf die Schweizer stolz sind. Jetzt wartet man in Kasan auf Schweizer Schriftsteller!