Bilaterale Beziehungen Schweiz–Polen

Die sehr guten Beziehungen zwischen der Schweiz und Polen beruhen auf langjähriger Tradition. Auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene findet ein intensiver Austausch statt. Polen gehört zu den Empfängerländern des zweiten Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten.

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

Beide Länder pflegen enge diplomatische Beziehungen, die sich seit dem Ende des Kalten Krieges kontinuierlich vertiefen. Heute sind sie stärker und vielfältiger denn je, was sich auch in den Staatsbesuchen in Polen in den Jahren 2019 und 2024 sowie den zahlreichen politischen Kontakten zeigt. In den letzten zehn Jahren war die Zusammenarbeit im Rahmen des schweizerischen Erweiterungsbeitrags ein zentraler Bestandteil der bilateralen Beziehungen. Polen ist auch Empfängerland des zweiten Schweizer Beitrags (2019-2029). Darüber hinaus wurde der Austausch in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation sowie nachhaltige Entwicklung intensiviert.

Angesichts der sich verändernden internationalen Lage vertiefen beide Länder ihre Zusammenarbeit auch in den Bereichen Sicherheit und Migration. Seit 2022 ist die Schweizer Polizei in Warschau durch einen Polizei- und Zollattaché vertreten. Im Jahr 2025 nahm die Schweiz als erstes Partnerland in der Geschichte am Wirtschafts- und Technologiekongress Impact'25 teil.

Datenbank Staatsverträge

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern entwickeln sich dynamisch. Polen ist die wichtigste Exportdestination der Schweiz in Zentraleuropa. Das Handelsvolumen belief sich 2024 auf knapp 6,2 Milliarden Franken. Mehr als die Hälfte der Schweizer Exporte nach Polen fallen in die Kategorien der MEM-Industrie (Maschinen, Elektronik und Metalle) sowie Pharma und Chemie. Die Schweiz ist der zehntgrösste ausländische Investor in Polen (6 Milliarden Franken) und schweizerische Firmen schaffen mehr als 95’000 Arbeitsplätze.

Seit 2003 besteht in der Schweizer Botschaft in Warschau ein «Swiss Business Hub». Polen gehört im Internationalen Währungsfonds (IWF) und bei der Weltbank zur gleichen Ländergruppe wie die Schweiz.

Swiss Business Hub Central Europe

Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise

Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation

Forschende aus der Schweiz und Polen arbeiten im Rahmen von EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation (wie z.B. Horizon 2020 und Horizon Europe) eng zusammen. Zudem bestehen Partnerschaften auch im Rahmen der Allianz der European Universities Initiative.

Forscherinnen und Forscher sowie Kunstschaffende aus Polen können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um ein Exzellenz-Stipendium des Bundes bewerben.

Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI

Zweiter Schweizer Beitrag: Kooperationsprogramm Schweiz-Polen

Bis 2029 stellt die Schweiz Polen im Rahmen des zweiten Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten über 320 Millionen Schweizer Franken zur Verfügung, um sozioökonomische Ungleichheiten abzubauen, die bilaterale Zusammenarbeit zu fördern und den Wissensaustausch zu unterstützen. Im Mittelpunkt des Kooperationsprogramms stehen zwei Themen: Stadtentwicklung sowie Forschung und Innovation. Im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms werden mehr als ein Dutzend mittelgrosse polnische Städte bei der Entwicklung und Umsetzung von strategischen Initiativen in Themen wie Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, Umwelt- und Klimaschutz, oder Gesundheits- und Sozialdienstleistungen unterstützt. Das Forschungs- und Innovationsprogramm fördert Projekte der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung in Zusammenarbeit mit internationalen und schweizerischen Partnern und so die Internationalisierung der Forschung.

Zweiter Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten

Kulturaustausch

Die kulturelle Zusammenarbeit hat eine lange und ununterbrochene Tradition, die auf dem künstlerischen, wissenschaftlichen und literarischen Austausch beruht. Die Schweiz beherbergte viele herausragende polnische Künstler im Exil, darunter Adam Mickiewicz und Ignacy Paderewski. Eine der ältesten polnischen Emigrationsinstitutionen, das Polenmuseum, hat seit 1870 seinen Sitz in Rapperswil im Kanton St. Gallen.

Stiftungen sowie Programme zur Förderung von Künstlern und wissenschaftlichem Austausch spielen eine wichtige Rolle in der bilateralen Zusammenarbeit.

Schweizerinnen und Schweizer in Polen

Ende 2024 lebten 1118 Schweizerinnen und Schweizer in Polen.

Geschichte der bilateralen Beziehungen

1919 wurde die polnische Botschaft in der Schweiz eröffnet, 1921 folgte die Schweizer Botschaft in Warschau. 2019 wurde das 100-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen während des offiziellen Besuchs von Bundespräsident Ueli Maurer in Warschau gefeiert.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden 13’000 polnische Soldaten, die mit französischen Truppen die Grenze überschritten hatten, in der Schweiz interniert und entgingen so der Zwangsrekrutierung in die Wehrmacht. Auch fanden in dieser Zeit viele bekannte polnische Persönlichkeiten Exil in der Schweiz.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben sich die bilateralen Beziehungen intensiviert. In den 1990er Jahren floss der Grossteil der Schweizer Hilfe für Osteuropa – 264 Mio. CHF – nach Polen.

Polen, Historisches Lexikon der Schweiz