Private und öffentliche Akteure spannen zusammen – ein Bildungsprojekt in Serbien


In einem grossen Raum sitzen fünf Frauen hintereinander an Nähmaschinen und nähen.
Dank einem Pilotprojekt der DEZA erhalten junge Menschen in Serbien eine Ausbildung, welche ihre Chancen auf eine Anstellung massiv erhöht. © SCO Serbia

Die Wirtschaftskrise hat die Wettbewerbsfähigkeit Serbiens geschwächt. Den Unternehmern fehlen qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, obschon die Jugendarbeitslosigkeit in Serbien verhältnismässig hoch ist. Ein DEZA-Projekt mit integrativem Ansatz löst beide Probleme in einer besonders vielversprechenden Branche.

Land/Region Thema Periode Budget
Serbien
Beschäftigung & Wirtschaftsentwicklung
nothemedefined
Schaffung von Arbeitsplätzen
KMU Förderung
01.10.2014 - 31.12.2024
CHF  5’530’000

Kooperationsprobleme

Nach der Öffnung des Marktes florierte die Wirtschaft Serbiens. Die Instabilität des Wachstums der 1990er Jahre zeigte sich, als es während der Wirtschaftskrise 2007 zum Halt kam. Bis heute konnte sich die serbische Wirtschaft nicht von diesem Schlag erholen. 

In erster Linie sind es die ländlichen Regionen und die Jugendlichen, die unter der stagnierten Wirtschaftslage leiden. In Serbien sind 2017 40% der Jugendlichen arbeitslos, was im Vergleich zum weltweit geschätzten Durchschnitt (12.6%) sehr hoch ist. Grund für diese hohe Quote sind nicht nur der Mangel an Arbeitsplätzen, sondern auch Schulabgängerinnen  und -abgänger, welche zwar Qualifikationen mit sich bringen, aber die Bedürfnisse der Wirtschaft nicht erfüllen können. 

Auf der anderen Seite finden sich Arbeitgebende, die auf qualifiziertes Personal angewiesen sind, dieses in ihrem Land aber nicht finden und nicht zum Wirtschaftswachstum beitragen können. 

Grund für diese festgefahrene Situation ist vor allem das Ausbildungssystem, welches es nicht schafft, den Jugendlichen die vom Privatsektor gewünschten Fähigkeiten mitzugeben. Dieses Problem hat eine tieferliegende Ursache: Die Zusammenarbeit zwischen privatem und öffentlichem Sektor findet kaum statt. Die Möglichkeit für einen Wandel ist so nicht gegeben. 

Das «South Serbia Private Sector Develop-ment»-Projekt der DEZA engagiert sich für einen integrativen Ansatz: Es soll einerseits in einer vielversprechenden Branche, der Möbel- und Holzindustrie, einen Wandel herbeiführen und andererseits das zugrundeliegende Problem lösen, in dem es eine Vertrauensbasis zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor schafft. Vertrauen war zwischen diesen zwei Sektoren in Serbien bisher nie vorhanden, weil während des Sozialismus der Staat alles organisierte. Der neue private Sektor hat seither keinen vertrauensvollen Umgang mit dem öffentlichen Sektor herstellen können.

Lösungsansatz der DEZA

Das DEZA-Projekt hat den Schwerpunkt auf den Möbel- und Holzsektor gelegt; es ist der drittwichtigste Wirtschaftssektor in Serbien gemessen am BIP, gleich nach dem Landwirtschafts- und dem Nahrungssektor. Gewählt wurde diese Branche, weil sie besonders auf Jugendliche angewiesen ist und eine hohe Anstellungssicherheit bietet. Wenn diese Branche genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung hat, kann sie wachsen und die Wirtschaft insgesamt stärken. 

Für qualifiziertes Personal soll ein angepasster Lehrplan sorgen, welcher die DEZA in Zusammenarbeit mit Schulen, Unternehmen und der Regierung erarbeitet. So haben nicht nur die Unternehmen qualifizierte Arbeitskräfte, sondern auch die jugendlichen Schulabgängerinnen und -abgänger Chancen auf eine vielversprechende Anstellung. Für die DEZA steht jedoch nicht der effektive Lehrplan im Zentrum, sondern der Prozess bei dessen Erarbeitung. Er soll in der Folge auf andere Branchen angewendet werden.

Umsetzung in Užice

Ziel war die Entwicklung eines erfolgreichen, auf die serbischen Bedürfnisse ausgerichtetes Bildungskonzept, bei dessen Entwicklung der private und der öffentliche Sektor zusammenarbeiten. Da sich die Region Užice in einer Voruntersuchung offen, motiviert und bereit für Veränderungen gezeigt hat, und weil ausserdem Kapazitäten vorhanden waren, wurde Uzice als Pilotregion für das Projekt «South Serbia Private Sector Development» ausgewählt. 

Sieben Betriebe und eine technische Hochschule aus der Region nahmen am Programm teil. Sie entwickelten gemeinsam Lehrpläne für die einzelnen Berufsprofile in der Möbel- und Holzbranche. Diese wurden in der Praxis getestet und angepasst. Danach trat die Arbeitsgruppe mit Regierungsvertretern in Kontakt. Es entstand ein gegenseitiges Vertrauen, die Lehrpläne wurden akzeptiert und für ganz Serbien als gültig erklärt. 2016 startete der erste entsprechende Lehrgang, seit 2017 gibt es bereits verschiedene positive Rückmeldungen von Unternehmen und Studierenden.

Zukunft

Die Ambitionen für den Bildungssektor sind gross: Die Metall- und Textilindustrie ist dabei, eigene Arbeitsgruppen zu entwerfen und vier weitere praxisorientierte Lehrpläne wurden mittlerweile entwickelt. Auf Regierungsebene liegt ein neuer Gesetzesvorschlag vor, der eine aktiven Einbezug des Privatsektors in die Entwicklung von Lehrplänen vorsieht. 

Der Fokus der weiteren Arbeit des Projekts «South Serbia Private Sector Development» liegt darauf, diese Prozesse weiter zu unterstützen und darauf zu achten, dass die Vertrauensbasis zwischen öffentlichen und privaten Akteuren bestehen bleibt.