Die Schweizerische Botschaft in Österreich stellt in regelmässigen Abständen ein Werk einer Schweizer Künstlerin oder eines Schweizer Künstlers an der Wand des Schalterraums aus. Seit Oktober 2020 zeigen wir die Fotomontage «Fenster nach Zürich» von Silvia Maria Grossmann.
«Die in transparenten Schichten aufgebaute Fotomontage entspricht den Schichten einer Stadt – meiner Geburtsstadt – Vergangenes und Gegenwärtiges, persönliche und kollektive Erinnerungen, einige meiner Bilder von Zürich.
«Fenster nach Zürich» zeigt im unteren Drittel eine Aufnahme des nächtlichen Zürcher Hauptbahnhofs, die ich vom Zug aus fotografierte. Ein anderer Zug (möglicherweise von der ÖBB) verlässt gerade den Bahnhof – vielleicht Richtung Wien. Durch die Unschärfe der Fotografie ist das Bild durchzogen von verwischten orange-gelben Lichtern und Spiegelungen aus dem Zugsinneren. Pulsierendes Leben, Reisen, Transporte und Mobilität.
Darüber ein Fries aus zusammengesetzten Bildern – Familienfotos und Bildmaterial aus den Medien – welche das seltene Naturschauspiel der «Seegfrörni» 1963 beschreiben. Die Bilder sind so zusammengesetzt, dass die Eis-überzogene Wasserfläche zu einem durchgehenden Horizont führt. Auf der Fläche tummeln und vergnügen sich statt Schiffen und Booten Menschen. Ein Über-das-Wasser-Gehen.
Damals war der «Zürisee» vollständig zugefroren. Als fünfeinhalb-jähriges Mädchen unternahm ich mit Mama und Omama einen Ausflug aufs Eis – ich empfand damals schon, dass dieses Ereignis etwas Besonderes war. Vielleicht ahnte mein Unbewusstes, dass sich unter der teilweise transparenten Eisfläche eine andere Welt verbarg. Unser Spaziergang ging vom Hafen Enge aus, dem ältesten Hafen von Zürich. Seine Ausfahrt wird von einem mächtigen Löwen, dem Wappentier der Stadt Zürich, überwacht.
Den Hauptteil des Bildes bilden auffliegende Tauben und Möwen über dem Horizont des Sees.»
Silvia Maria Grossmann
Silvia Maria Grossmann wurde in Zürich geboren und lebt und arbeitet seit 35 Jahren in Wien.