«Ich bin im Irrawaddy-Delta als Berater für Wiederaufbau im Einsatz. Nach ersten Zweifeln, ob ich dieser Aufgabe überhaupt gewachsen bin, habe ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Und ich habe mich rasch an die neue Umgebung gewöhnt.» Das Hauptbüro von Mikhail Broger und seinem Team befindet sich in Bogale, einer kleinen Stadt mitten im Delta. «Von hier aus besuchen wir die verschiedenen Baustellen. Für die Fahrt auf dem Irrawaddy mit seinen unzähligen Armen stehen uns fünf Boote zur Verfügung.»
Rund 15 Baustellen
2008 wurde die Region vom Tropensturm Nargis heimgesucht, der rund 140'000 Menschenleben und Vermisste forderte. Vier Jahre nach der Katastrophe setzt die Humanitäre Hilfe vor allem auf Wiederaufbau und Prävention. Im Vordergrund steht der Bau von wirbelsturmsicheren Schulhäusern.
«Diese Gebäude haben eine Doppelfunktion», erklärt Mikhail Broger: «Sie dienen als Schule und Gemeinschaftszentrum ebenso wie als Zufluchtsort vor Zyklonen. Das Projekt hat technische Aspekte, um die sich die Ingenieurteams vor Ort kümmern, sowie soziale Aspekte. Hier geht es um die Sensibilisierung der Bevölkerung für Fragen im Zusammenhang mit Prävention, Risikoreduktion, Unterhalt, Hygiene und Abfallbewirtschaftung.»
Seit dem Start des Programms 2009 wurden im Irrawaddy-Delta 18 Schulen errichtet. Das Team von Mikhail Broger wird insgesamt 40 Schulen bauen.
Mikhail Broger betreut gegenwärtig rund 15 Baustellen. «Das ist manchmal eine echte logistische Herausforderung», meint er. «Denn je nach Strömung und Gezeiten sind gewisse Orte unerreichbar. Manchmal ist auch die Kommunikation nicht ganz einfach, namentlich wegen der Sprache. Die Ausbildung der Ingenieure, die nicht immer dem Anforderungsniveau der Schweiz entspricht, liegt mir sehr am Herzen. In unserem Arbeitsbereich ist der Wissenstransfer sehr wichtig.»
Kulturelle Unterschiede überwinden
Der Genfer nimmt auch an Aktivitäten des Dorfs teil, zum Beispiel an Projektsitzungen oder an sozialen und kulturellen Veranstaltungen. «Unterschiede überwinden: Für mich ist das der spannendste Teil meiner Arbeit, aber auch der schwierigste. Wer ins Schweizerische Korps für Humanitäre Hilfe aufgenommen werden will, muss neben Fachkenntnissen auch Sprachkenntnisse, Diplomatie und Feingefühl mitbringen.»