Artikel, 24.01.2012

Tausende von Menschen leben weiterhin unter schwierigsten Lebensbedingungen am Horn von Afrika: in schäbigen Unterkünften, ohne sauberes Trinkwasser, ohne Zugang zu Schulbildung. Manuel Bessler, der Delegierte des Bundes für Humanitäre Hilfe, reiste im Januar 2012 nach Somalia und Kenia um Augenschein vor Ort zu nehmen. Was er dort sah, bestätigte ihm, «das Horn von Afrika muss weiterhin im Fokus der Schweizer Hilfe bleiben».

7. bis 14. Januar 2012 reiste Botschafter Bessler durch Kenia und Somalia, traf dort Betroffene, Regierungsvertreter, Partner der Humanitären Hilfe des Bundes, sowie Diplomaten und Mitarbeitende der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, die seit den neunziger Jahren Hilfe in dieser Region leistet.

Die Ziele Besslers Mission: sich einen Eindruck über die Not der bedürftigen Bevölkerung am Horn von Afrika zu verschaffen, die Schweizer humanitäre Hilfe vor Ort zu stärken und gemeinsam mit Partnerorganisationen die weiterhin nötigen Hilfsmassnahmen zu besprechen.

Prekäre Sicherheitslage

Seine Reise führte ihn zunächst nach Mogadischu, der Hauptstadt Somalias, das seit über zwei Jahrzehnten unter einem Bürgerkrieg leidet. Soldaten der afrikanischen Einsatztruppe für Somalia (AMISOM) kontrollieren seit Sommer 2011 die Stadt, die von der somalischen Übergangsregierung verwaltet wird. Im Durchschnitt entschärfen Experten der AMISOM-Truppen täglich sechs Bomben in der Hauptstadt. Seit Kurzem ist Mogadishu auch Zielscheibe von Selbstmordattentaten.

Allein in Mogadischu und dem benachbarten Afgoye-Distrikt leben über 400‘000 intern Vertriebene (IDPs) auf engstem Raum. Da kein Strom und somit kein Licht verfügbar ist, werden viele Frauen nach Einbruch der Dunkelheit Opfer von sexueller Gewalt. Elend, Armut, gravierende Sicherheitsprobleme, bei mangelnden staatlichen Strukturen prägen die Region, die immer wieder von Überschwemmungen und Dürren heimgesucht wird. Insgesamt leben in Somalia über 1,5 Millionen IDPs. Dazu kommen über 520‘000 somalische Flüchtlinge in Kenia und 184‘000 in Äthiopien.

Es fehlt an allem»

Bessler besuchte zusammen mit Mark Bowden, der humanitäre Koordinator der UNO für Somalia, eines der vielen Lager von intern Vertriebenen. Dort wurde er Zeuge der immensen Not und der schwierigen Lebensbedingungen, unter denen Millionen von Somalierinnen und Somalier leiden.

«Für die IDPs in Mogadishu ist nicht mehr nur Sicherheit ein grosses Problem. Es fehlt an allem: menschenwürdige Unterkünfte, sauberes Trinkwasser, Essen, Schulbildung und so simple Dinge wie Latrinen. Eine allgemeine Verbesserung der Lebensumstände ist notwendig», sagte Bessler.

Sicherheit, Schutz und Unterstützung

Sicherheit, Schutz und Unterstützung der kriegsgeplagten Bevölkerung und der Flüchtlinge in den Lagern sowie Pläne für die Zukunft waren zentrale Themen bei verschiedenen Diskussionen, die Bessler in der kenianischen Hauptstadt Nairobi geführt hat. Er traf sich dort mit anderen Gebernationen sowie leitenden Vertretern der UNO-Organisationen und Hilfsorganisationen, die von der Humanitären Hilfe des Bundes Unterstützung erhalten.

2011 sprach die Schweiz für Einsätze am Horn von Afrika zusätzlich CHF 20 Mio. und verdoppelte so die finanzielle Hilfe auf insgesamt CHF 38,5 Mio. Die Glückskette sammelte 2011 Spenden in der Höhe von CHF 28,9 Mio. Rund die Hälfte des Bundesbeitrags ging an Hilfseinsätze in Somalia.

«In dieser chaotischen und oft schwer überschaubaren Situation stützen wir uns auf unsere langjährigen Partner, die seit Jahrzehnten am Horn aktiv sind und dank ihrer Erfahrung und ihren Kontakten gute Resultate erzielen», sagte Bessler.

Im Fokus der Schweizer Hilfe

Bessler will weiterhin mit bestandenen Partnern zusammenarbeiten und gemeinsam mit anderen Geberstaaten versuchen, die Menschen im Horn auch auf politischer Ebene zu unterstützen. In Somalia und im Horn von Afrika liegen die Schwerpunkte der Unterstützung der Humanitären Hilfe der Schweiz auf:

  • Ernährungssicherheit und Wiederherstellung der Lebensgrundlagen, z.B. Wiederaufbau von Wasserstellen und Landwirtschaft sowie nicht-formelle Bildung für die nomadische Bevölkerung.
  • Nothilfe und humanitäre Koordination, z.B. medizinische Nothilfe für Konfliktopfer und Opfer der Dürren sowie Unterstützung der humanitären Koordinationsmechanismen.
  • Schutz von Flüchtlingen, intern Vertriebenen, Migranten und Migrantinnen, z.B. Versorgung der Menschen auf der Flucht mit lebensnotwendigen Gütern sowie Anwaltschaft für die Rechte dieser Menschen.

«Wichtig ist, dass die humanitäre Hilfe nicht nur Feuerwehreinsätze unternimmt, sondern den notleidenden Menschen auch langfristige Lebensperspektiven bietet und entsprechende Massnahmen unterstützt, sei es mit Bildungsprogrammen in den Flüchtlingslagern, Umsiedlungen von Flüchtlingen in bessere Umgebungen oder friedensfördernden Projekten,» sagte Bessler.

Weiterführende Informationen und Dokumente

 

Letzte Aktualisierung 13.01.2023

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