Schweizer Fachwissen für eine nachhaltige Entwicklung der Bergregionen

Bergregionen sind besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht. Die Schweiz setzt sich weltweit für eine nachhaltige Entwicklung von Berggebieten und bessere Lebensbedingungen der besonders verletzlichen Bergbevölkerung in Entwicklungsländern ein. Der von der UNO eingeführte Internationale Tag der Berge schärft das Bewusstsein für die Wichtigkeit und die Sensibilität der Bergökosysteme.

Berglandschaft in den Zentralalpen mit Gletscher

Der Alpenraum ist stark vom Klimawandel betroffen; 10% des Gletschervolumens ist in den letzten fünf Jahren geschmolzen. © pixabay

Berggebiete bedecken rund einen Viertel der Erdoberfläche und ihre Süsswasserressourcen versorgen die Hälfte aller Menschen. Sie beherbergen mehr als einen Zehntel der Weltbevölkerung, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und dienen dem Menschen als wichtigen Freizeit- und Erholungsraum. Berggebiete sind besonders stark vom Klimawandel betroffen, und Bergökosysteme und ihre Bewohnerinnen und Bewohner leiden deshalb überproportional unter den Folgen der Klimaerwärmung.

Schweizer Fachwissen im Dienst der Bergwelt

Der Schutz der sensiblen Bergökosysteme ist ein Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche nachhaltige Entwicklung und als Ziel im Globalprogramm Klimawandel und Umwelt der DEZA sowie der Agenda 2030 festgehalten. Die Schweiz, als Alpenland selber stark vom Gletscherschwund betroffen, hat einen grossen Erfahrungsschatz in der Bewirtschaftung von Wasser, Land, Wald und im Bereich von Naturgefahren. Sie ist international führend in der Gebirgsforschung und bringt ihr Know-how seit längerer Zeit erfolgreich in die internationale Zusammenarbeit ein. Als Mitglied der Alpenkonvention, ein völkerrechtliches Übereinkommen zum Schutz des Alpenraums, arbeitet sie mit den anderen Alpenstaaten an grenzüberschreitenden Lösungen in den Bereichen Klimawandel und Biodiversität. 2021 und 2022 wird die Schweiz den Vorsitz der Alpenkonvention innehaben.

Klimawandel trifft Berggebiete in Entwicklungsländer besonders hart – ein Beispiel aus dem Hindukusch-Himalaya Gebirge

Portraitbild von Eklabya Sharma
Eklabya Sharma © ICIMOD

Neun von zehn Bergbewohnerinnen und Bergbewohner leben in Entwicklungsländern. Sie gehören zu den ärmsten Bevölkerungsschichten überhaupt.

ICIMOD, das International Centre for Integrated Mountain Development, mit Sitz in Katmandu, Nepal ist eine Partnerorganisation der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, DEZA. Eklabya Sharma, Vizegeneraldirektor von ICIMOD berichtet von der Situation im Hindukusch-Himalaya Gebirge: «In der Hindukusch-Himalaya Region sind die Auswirkungen des Klimawandels alarmierend. Schmelzende Gletscher und austrocknende Flüsse gefährden die Wasserversorgung von rund 1,9 Milliarden Menschen in den Bergen aber auch am Unterlauf der grossen Flüsse. Das fehlende Wasser, sowohl zum Trinken als auch für die Landwirtschaft, führt zu einer Verarmung der Biodiversität und bedroht die Lebensgrundlage der Menschen. Die Bergbevölkerung, die von der Landwirtschaft lebt, leidet zunehmend an Nahrungsmittelknappheit. Etwa die Hälfte von ihnen sind fehl- oder unterernährt. Durch die Klimaerwärmung kommt es zudem häufiger zu Naturkatastrophen wie Geröll- und Schlammlawinen und Überschwemmungen.»

Länderübergreifende Anpassung an den Klimawandel

«Es braucht innovative Ideen und Anpassungsmassnahmen im Landbau und der Viehzucht, um die Lebensbedingungen der Bergbevölkerung zu verbessern. Um Bergbewohnerinnen und -bewohner gegen Naturkatastrophen zu wappnen haben wir zusammen mit der DEZA ein Frühwarnsystem für Flutwellen und Erdrutsche entwickelt. Die lokale Bergbevölkerung verwaltet das Warnsystem mit einfachen Mobilfunktechnologien und kann dadurch Menschenleben retten. Inzwischen wird das System auch in Nepal, Pakistan und Teilen von Indien angewendet,» erklärt Eklabya Sharma.

Bei einem weiteren Projekt «Adaptation at Altitude» (Anpassung an den Klimawandel in Berggebieten) der DEZA, mit ICIMOD als einem der Partner, werden wissenschaftliche Daten zum Klimawandel und Erfahrungen zu bereits getesteten Anpassungsmassnahmen in der Hindukusch Himalaya Region, im Südkaukasus, den Gebirgsregionen Ostafrikas und den südamerikanischen Anden gesammelt, ausgewertet und auf einer globalen Plattform geteilt. 30 mögliche Anpassungsstrategien sind bereits auf der Plattform aufgeschaltet. Die beteiligten Akteure aus Politik, Wissenschaft und der lokalen Bevölkerung treten anschliessend in Dialog, um bessere politische Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Massnahmen zu schaffen.

Für eine nachhaltige Entwicklung ist es wichtig, das Wissen zu erweitern, die Erkenntnisse aus den Projekten länderübergreifend zu teilen und in den Politikdialog einzubringen.
Eklabya Sharma

Zahlen und Fakten

  • 50% der Gebiete mit besonders hoher Artenvielfalt liegen in Berggebieten.
     
  • Für 40% der Bergbevölkerung ist die Ernährungssicherheit gefährdet.
     
  • 55% der Berggebietsfläche ist erdbebengefährdet.
     
  • 10% der Erdoberfläche sind von Gletschern bedeckt.
     
  • Die südamerikanischen Anden und die Alpen verzeichnen den grössten Gletscherrückgang, 10% des Volumens ist in den letzten 5 Jahren geschmolzen.
  • Menschen in Gebirgen leben auch in Grossstädten: Katmandu (Nepal) zählt eine Bevölkerung von 3,4 Millionen und liegt auf 1400 M.ü.M., La Paz (Bolivien) zählt 900'000 Menschen und liegt auf 3640 M. ü. M.
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