«Ceneri2020: ein Teil meiner Identität»

Anlässlich der Einweihung des Ceneri-Basistunnels führt der Corriere del Ticino ein Interview mit Bundesrat Ignazio Cassis. Ceneri2020 sei ein bedeutender Schritt, der dem Kanton Tessin neue Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen eröffnet, und eine Chance für die Schweiz darstellt und ihre Position am Schnittpunkt verschiedener europäischer Kulturen zu stärken.

18.03.2021
EDA
Fotomontage mit Ignazio Cassis, der in die Kamera schaut, und zwei Sprechblas-Icons mit Fragezeichen und Antwort zur Darstellung eines Interviews.

Bundesrat Cassis spricht im Interview mit dem Corriere del Ticino über die Bedeutung des neu eröffneten Ceneri-Basistunnels. © EDA

«Ceneri2020 ist ein Teil meiner Identität», sagt Bundesrat Ignazio Cassis zu Beginn des Interviews mit der Zeitung Corriere del Ticino und legt den Fokus seiner Erinnerung auf den kleinen Monte Ceneri, den der erste Tessiner Bundesrat, Stefano Franscini, früher gerne als Zwerg, der den Kanton teilt, bezeichnete. Die beiden Teile – das Sottoceneri in Richtung Lugano und das Sopraceneri in Richtung Bellinzona und Locarno – kommen sich nun mit der Eröffnung des Basistunnels ein Stück näher.

Wie schon der Gotthard-Tunnel stellt auch der Ceneri-Basistunnel einen weiteren wichtigen Schritt für das Tessin und die ganze Schweiz dar. «Der Tunnel ist ein bedeutender Schritt, der neue Möglichkeiten für den Arbeitsmarkt, für den Warenverkehr im Allgemeinen und für kulturelle Verbindungen eröffnet. Vor allem aufgrund ihrer Lage im Herzen Europas kommt der Schweiz eine besondere Rolle zu. Sie profitiert vom kontinuierlichen Ideenaustausch, von Menschen mit verschiedenen Sprachen und von unterschiedlichen Denkweisen, was eine Bereicherung für unser Land ist», betont Bundesrat Ignazio Cassis.

«Der Tunnel ist ein bedeutender Schritt, der neue Möglichkeiten für den Arbeitsmarkt, für den Warenverkehr im Allgemeinen und für kulturelle Verbindungen eröffnet. »

Die Reisedauer zwischen Nord und Süd verkürzt sich: Die Fahrt zwischen Zürich und Mailand dauert künftig etwas mehr als drei Stunden. Dank der Eisenbahn im 19. und der Autobahn im 20. Jahrhundert sowie mit der NEAT ist das Tessin längst kein Randgebiet mehr. Der Bevölkerung eröffnen sich neue Möglichkeiten mit Blick sowohl nach Zürich als auch nach Mailand. «Wir müssen diese enorme und einmalige Chance nutzen. Sie ermöglicht es dem Tessin, sich sprachlich nach Norden und kulturell nach Süden zu öffnen sowie sich verstärkt in die Debatte mit unterschiedlichen Mentalitäten einzubringen. Als Bundesrat rufe ich die Jugend, die bei dieser Herausforderung eine Schlüsselrolle spielt, auf: Es braucht junge Menschen, die die neuen Chancen selbstbewusst nutzen.»

Das Thema Mobilität, das angesichts der bedeutenden Fortschritte im Landverkehr in der Schweiz an Bedeutung gewinnt, beschäftigt Bundesrat Ignazio Cassis auch im Hinblick auf die Volksabstimmung vom 27. September 2020. Die Verfassungsänderung, die ein Ja an der Urne zur Folge hätte, würde bedeuten, dass die Schweiz mit der EU innerhalb eines Jahres über eine Kündigung des Personenfreizügigkeitsabkommens verhandeln müsste. Sollten die Verhandlungen scheitern, müsste die Schweiz das Abkommen innert 30 Tagen kündigen, wodurch automatisch auch die anderen sechs Abkommen der Bilateralen I aufgelöst würden, darunter jene über den Landverkehr, die technischen Handelshemmnisse und die Forschung. «Auch bezüglich Strassen- und Eisenbahninfrastruktur würde sich dadurch unser Verhältnis zu Italien, Österreich, Frankreich und Deutschland, ja zu allen EU-Mitgliedstaaten, erheblich verkomplizieren», gibt Bundesrat Ignazio Cassis zu bedenken.

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