Sie arbeiten vom Ausland aus für die Schweiz und für Schweizerinnen und Schweizer

Ein gut funktionierendes Aussennetz ist unerlässlich, um Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zu unterstützen, Beziehungen mit den jeweiligen Ländern zu pflegen und die Interessen der Schweiz zu wahren. Bei einer Krise wie der aktuellen Coronakrise steht das Aussennetz unter Druck. Dank Flexibilität, Innovation und Solidarität arbeitet es trotzdem effizient. Erfahrungsaustausch live aus allen Teilen der Welt.

23.07.2020
 Sechs Fotos von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in Schweizer Vertretungen auf der ganzen Welt arbeiten.

Sechs Mitarbeitende des EDA-Aussennetzes: Ruben Begert, Thomas Baumgartner, Cédrine Beney (mit Kolleginnen und Kollegen in Burundi), Regula Leuenberger, Michael Schweizer und Jocelyne Berset (von links nach rechts). © EDA

Ruben Begert arbeitet als regionaler Sicherheitsbeauftragter für Zentralafrika in der Schweizer Botschaft in Yaoundé, Kamerun. Thomas Baumgartner ist Chef der Sektion Diplomatische Aufgaben in der Botschaft in Dhaka, Bangladesch. Cédrine Beney ist Chefin des Schweizer Kooperationsbüros in Burundi. Tausende von Kilometern voneinander entfernt und weit weg von der Bundeshauskuppel arbeiten die drei im Dienst der Schweizer Aussenpolitik.

Wenn ein winziger virulenter Erreger die ganze Welt in Schach hält, wird ihr Alltag auf den Kopf gestellt. Alle sind sich einig: Die durch das Coronavirus ausgelöste Gesundheitskrise stellt die Vertretungen vor enorme Herausforderungen. Dennoch konnten sie dank Solidarität, Flexibilität und guter Organisation ihre Arbeit fortsetzen und ihre Dienstleistungen erbringen.

Die Vorteile eines Netzwerks unter lokaler Führung

Gemeinsam sind wir stärker, lautet eine Redensart. Ruben Begert, Thomas Baumgartner und Cédrine Beney pflichten dem bei: Das Schweizer Aussennetz ist eine gigantische Plattform, die dank Innovation und Solidarität funktioniert. In Krisenzeiten, wie wir sie gerade mit COVID-19 erleben, liegt seine Stärke darin, lösungsorientiert zu arbeiten.

Für Ruben Begert in Kamerun war die Rückholaktion der Schweiz nur dank der unermüdlichen, gemeinsamen und solidarischen Arbeit des Netzwerks möglich: «Weil diese Aktion von allen den Einsatz in einem ganz neuen Kontext verlangte, weil sie ein Beispiel für Teamarbeit war, weil sie eine beispiellose Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden an der Zentrale erforderte und weil sie zeigte, dass sich der Aufbau und die Pflege eines breiten Beziehungsnetzes schliesslich auszahlt. Die Organisation dieser Repatriierungsflüge wird uns in Erinnerung bleiben.» Er unterstreicht auch die Bedeutung der Diplomatie in einer solchen Krise. Die Schweizer Botschaft in Youndé hätte gemäss Ruben Begert ohne «ihre ausgezeichneten Beziehungen zu den kamerunischen Behörden oder den anderen Vertretungen und ohne ihre aktive Präsenz vor Ort» nicht die gleichen Dienstleistungen erbringen können.

Thomas Baumgartner in Bangladesch teilt diese Ansicht: «Weder die Repatriierungen noch die Unterstützung von Schweizer Firmen oder die rasche Bereitstellung von humanitärer Hilfe wären ohne unser ausgedehntes Kontaktnetz möglich gewesen. Diese Beziehungen können nur vor Ort im direkten Kontakt mit den Menschen geknüpft und gepflegt werden. Zudem ist die Präsenz der Schweiz auch ein Ausdruck unserer Solidarität, insbesondere in diesen schwierigen Zeiten».

Auch in Burundi, einem der ärmsten Länder der Welt, war die Solidarität entscheidend. «Die Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen in Bern, Nairobi, Kigali und anderswo war zentral und erlaubte es uns, durchzuhalten und jederzeit auf Kurs zu bleiben», sagt Cédrine Beney. Inmitten der Pandemie führte das Land Präsidentschaftswahlen durch und sah sich mit dem Tod des amtierenden Präsidenten und einer angespannten Sicherheitslage konfrontiert. In den Schweizer Büros in Bujumbura (Konsularagentur und Kooperationsbüro in einem) befürchteten die Mitarbeitenden eine vorübergehende Schliessung, weil Mitarbeitende erkrankt waren. Die Vertretung konnte jedoch stets ihre Aufgaben im Bereich des konsularischen Schutzes wahrnehmen, Rückkehrenden helfen, ihre Kooperationsprogramme fortführen und die Schweizer Aussenpolitik in Burundi umsetzen. «Wir waren an allen Fronten tätig und haben die unterschiedlichen Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Unser Team war auch in den schwierigsten Phasen immer funktionsfähig», sagt Cédrine Beney.

In unterschiedlichsten Situationen effizient arbeiten

Die Arbeitsmethoden mussten überdacht werden. Die Vertretungen mussten sich anpassen: an den Lockdown, das Social Distancing oder andere Regeln, die während der Krise immer wieder rasch änderten. «Wir arbeiten unter Hochdruck daran, unsere Strategien, Pläne und Projekte diesen neuen Gegebenheiten anzupassen», erklärt Thomas Baumgartner.

Ruben Begert schreibt, dass die Arbeit «neu erfunden» werden musste. Das Botschaftsteam arbeitete im Turnus und im Homeoffice. «Die Flexibilität der Kolleginnen und Kollegen ist vielleicht der eindrücklichste Aspekt. Trotz prekärer Gesundheitssituation war die Botschaft immer in Betrieb. Dank der Aufteilung in zwei Teams und des Homeoffice konnte die Vertretung ihre politische, humanitäre und konsularische Arbeit fortsetzen», erklärt der Sicherheitsberater.

Cédrine Beney erzählt: «Wir mussten uns ständig an das sich verändernde Umfeld und die Risikolage anpassen. Die Vielseitigkeit und die Solidarität unseres Teams waren eindeutig unsere Stärken in dieser sehr schwierigen Zeit.»

Erfahrungsaustausch aus Brasilien, Singapur und Italien

Regula Leuenberger, Chefin konsularische Dienstleistungen in der Schweizerischen Botschaft in Singapur, Michael Schweizer, stellvertretender Postenchef und Konsul im Generalkonsulat der Schweiz in São Paulo, Brasilien, und Jocelyne Berset, Betriebsleiterin und Konsulin im Generalkonsulat der Schweiz in Mailand, Italien, erzählen auch, dass COVID-19 den Alltag in den Vertretungen verändert hat. Alle mussten sich anpassen und innovativ sein, um weiterhin den konsularischen Schutz und die Dienstleistungen für Schweizer Staatsangehörige zu erbringen und gleichzeitig alle anderen Aufgaben zu erledigen. Sie erzählen von ihren Erfahrungen in Bildern und live aus ihren jeweiligen Ländern.

Wussten Sie es?

Für viele sind Botschaften und Konsulate dazu da, Visa zu erteilen und Pässe auszustellen. Die 167 Vertretungen der Schweiz haben jedoch noch ganz andere Aufgaben. Das Aussennetz setzt sich aus Botschaften, Generalkonsulaten, Kooperationsbüros und Missionen der Schweiz bei der UNO und bei internationalen Organisationen zusammen.

Die Vertretungen setzen die gemeinsamen Ziele um, die in der aussenpolitischen Strategie des Bundesrates festgelegt sind: Erbringung von Dienstleistungen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, Wahrung der Schweizer Interessen und Förderung der Sichtbarkeit der Schweiz in der Welt. Zu den weiteren Aufgaben dieses gigantischen Netzwerks gehören konsularische Dienstleistungen, Information und Kommunikation, bilaterale und multilaterale Diplomatie, Entwicklungshilfe, humanitäre Hilfe, Verteidigung der Menschenrechte usw.

Text
Karte des Aussennetzes der Schweiz © EDA

Fakten und Zahlen

  • Die Schweiz verfügt mit 167 Vertretungen, darunter 103 Botschaften, 30 Generalkonsulate, 19 Kooperationsbüros und 12 Ständige Missionen der Schweiz bei der UNO und anderen internationalen Organisationen, über ein dichtes Aussennetz.
  • Die Aussenstellen verfügen stets über eigenes Personal, um ihre Aufgaben und Dienstleistungen jederzeit sicherstellen zu können.
  • Das Aussennetz wird ständig angepasst.
  • Seine Aktivitäten sind in der vom Bundesrat verabschiedeten Aussenpolitischen Strategie 2020–2023 definiert.
  • Das EDA erbringt gemäss der Organisationsverordnung für das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten und des Auslandschweizergesetzes Dienstleistungen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer.
  • 2019 machte die Wohnbevölkerung der Schweiz über 16 Millionen Auslandreisen mit mindestens einer Übernachtung. Die Auslandschweizer-Gemeinschaft zählt 770’000 Personen.
  • Gewisse Dienstleistungen können nur von der EDA-Zentrale in Bern erbracht werden. Die Helpline EDA, die rund um die Uhr erreichbar ist, hat zum Beispiel während dem Höhepunkt der Coronakrise 45’000 Telefon- und E-Mail-Anfragen bearbeitet. Andere Dienstleistungen können jedoch nur vor Ort bereitgestellt werden, zum Beispiel Field Diplomacy, die Durchführung von Entwicklungshilfeprogrammen, Dienstleistungen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer.
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