Korallenriffe als Brückenbauer

Vom 9. bis 11. Oktober 2024 findet der vierte Gipfel der Stiftung «Geneva Science und Diplomacy Anticipator» (GESDA) in Genf statt. Unter dem Motto «Die grosse Wissenschaftliche Beschleunigung» werden die Auswirkungen und Möglichkeiten des schnellen wissenschaftlichen Fortschritts auf Diplomatie, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert. Anhand des Beispiels des «Transnational Red Sea Center» (TRSC) wird die Rolle der Wissenschaftsdiplomatie bei der Umsetzung der globalen Umweltziele vertieft.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des «Transnational Red Sea Center» auf einer  Feldmission in Dschibuti.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des «Transnational Red Sea Center» auf einer Feldmission in Dschibuti. © Ulrika Larsson - LWimages Studio 2024

Korallen im Roten Meer weisen eine aussergewöhnliche Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel und der damit verbundenen globalen Erwärmung auf. Die Widerstandsfähigkeit gegen steigende Wassertemperaturen macht die Korallen des Roten Meeres zu einem einzigartigen Naturphänomen. Denn der weltweite Korallenbestand ist gefährdet. In den letzten 30 Jahren sind weltweit 50% des Korallenbestands aufgrund von globaler Erwärmung,  Umweltverschmutzung und anderen menschlichen Einwirkens verschwunden.

Die Vielfältigkeit der Korallen beschränkt sich nicht nur auf die Artenvielfalt, die in den Riffen anzutreffen ist, sondern spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Funktionen der Korallenriffe. Diese helfen bei der Regulierung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre, indem sie Kohlenstoff in Form von Kalk speichern. Gleichzeitig fungieren sie als natürliche Barrieren gegen Sturmfluten sowie Überschwemmungen.

Transnational Red Sea Center

Mittlerweile dienen sie auch als Brückenbauer zwischen Diplomatie und Wissenschaft. Der Ursprung ihrer neuen Funktion als Brückenbauer findet sich in den Gewässern des Roten Meeres und in der Schweiz wieder: 2019 wurde zum Schutz der Korallenriffe im Roten Meer das «Transnational Red Sea Center» (TRSC) an der EPFL mit der offiziellen Unterstützung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten ins Leben gerufen. Die Vertiefung des Verständnisses der biologischen Mechanismen, welche die Korallen des Roten Meeres widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel machen, könnte dazu dienen, Riffe weltweit neu zu besiedeln. Zudem soll das regionale Forschungszentrum die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Region ermöglichen.

Das TRSC ist ein Beispiel, wie Diplomatie und Wissenschaft zusammenkommen, um grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Schutz von Korallenriffen zu fördern, insbesondere in politisch sensiblen Regionen wie dem Roten Meer. Das EDA unterstützte das TRSC beim Austausch mit den Behörden der Länder am Roten Meer im Rahmen der Organisation, der Durchführung der notwendigen wissenschaftlichen Feldforschung und dem anschliessenden Austausch der Ergebnisse mit allen beteiligten Akteuren. Bei Bedarf unterstützt die Schweiz die betroffenen Institutionen bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien, die zum Schutz der Korallenriffe dienen. Fünf der acht Länder am Roten Meer (Dschibuti, Eritrea, Israel, Jordanien und Sudan) konnten bisher in den Dialog und Aktivitäten wie Feldmissionen oder auch Bildungsworkshops einbezogen werden.

Das «Transnational Red Sea Center» geht den biologischen Mechanismen den  widerstandsfähigen Korallen des Roten Meeres auf den Grund.
Das «Transnational Red Sea Center» geht den biologischen Mechanismen den widerstandsfähigen Korallen des Roten Meeres auf den Grund. © Ulrika Larsson - LWimages Studio 2024

Auch am diesjährigen Geneva Science und Diplomacy Anticipation Summit 2024 (siehe Infobox unten) wird das TRSC zur Sprache kommen: Während der Plenarsitzung «Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Diplomatie für die Zukunft der Korallen» werden Erkenntnisse und Erfahrungen der internationalen Zusammenarbeit für zukünftige Kollaborationen erfasst und analysiert. Die Bemühungen der Schweiz im Bereich der Wissenschaftsdiplomatie und Korallenschutz werden von Alexandre Fasel, Staatssekretär des EDA, vorgestellt.

Das vierte Jahr in Folge finden sich im Rahmen des Geneva Science und Diplomacy Anticipation Summit 2024 rund 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Diplomatinnen und Diplomaten und Personen aus der Philanthropie und aus dem Privatsektor in Genf zusammen. Unter dem Motto «Die grosse wissenschaftliche Beschleunigung» wird die Beschleunigung der Wissenschaft und ihre Anwendungen erforscht, welche zur Lösungsfindung von globalen Herausforderungen beitragen soll. Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher der EDA, wird am 11. Oktober die politischen Gespräche im Rahmen dieses Gipfels leiten. Das zentrale Thema dieses hochrangigen Segments ist Demokratisierung der naturwissenschaftlichen Bildung. 

Wissenschaft ist Aussenpolitik

Die Schweizer Unterstützung des Transnational Red Sea Center ist ein Beispiel, wie kleine Nationen globale Umweltziele mithilfe der Wissenschaftsdiplomatie vorantreiben können. Als innovatives Land verfügt die Schweiz über die Mittel und die Glaubwürdigkeit, als Fazilitatorin aufzutreten und einen solchen Dialog zu fördern. Eine starke Schweizer Präsenz in den entsprechenden Foren wie auch die Stärkung eines wirksamen Multilateralismus sind für die Interessenvertretung der Schweiz essenziell. Die Wissenschaftsdiplomatie stärkt nicht nur die die internationale Reputation und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz, sondern kann einen wichtigen Beitrag zu diplomatischen Bestrebungen im Kontext der Guten Dienste und der Friedensförderung leisten. 

GESDA

Der Geneva Science and Diplomacy Anticipator (GESDA), eine unabhängige Schweizer Stiftung, wurde 2019 von der Schweizer Bundesregierung sowie der Stadt und dem Kanton Genf initiiert. Die Stiftung ermöglicht nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Diplomatinnen und Diplomaten gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, sondern bindet auch Vertreter und Vertreterinnen des Privatsektors und die Zivilgesellschaft in die Lösungsfindung ein. Gemeinsam sollen Lösungen für aktuelle und zukünftige technologische Herausforderungen gefunden werden. Der daraus resultierende wissenschaftliche und technologische Fortschritt soll für die globale nachhaltige Entwicklung verwendet werden. 

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