Sauberes Trinkwasser für vier Millionen Menschen in der Ostukraine

Seit dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine im April 2014, unterstützt die Schweiz die von der prekären Versorgungslage betroffene Bevölkerung im Osten des Landes. Zentral sind dabei Hilfsgüterlieferungen, organisiert durch die Humanitäre Hilfe. Am 23. Juli 2020 erreichte ein Lastwagen-Konvoi die Stadt Slowjansk mit Material zur Trinkwasseraufbereitung für vier Millionen Menschen auf beiden Seiten der Kontaktlinie. Die Schweiz hat auf diese Weise bereits elf Transporte mit 12'500 Tonnen Hilfsgüter organisiert.

23.07.2020
Logistiker der Humanitären Hilfe der Schweiz verladen Hilfsgüter in einen Lastwagen.

Am 23. Juli 2020 erreichte ein Lastwagen-Konvoi mit 300 Tonnen Chemikalien zur Trinkwasser-Aufbereitung und medizinischem Material ostukrainische Stadt Slowjansk. © EDA

Bereits seit sechs Jahren schwelt in der Ukraine ein bewaffneter Konflikt. Mehr als fünf Millionen Menschen sind davon betroffen. 2.6 Millionen Menschen wurden vertrieben. Bis Ende 2019 sind mehr als 13’000 Menschen getötet worden. Nahe der Kontaktlinie leben rund 600’000 Menschen unter harten Bedingungen zwischen Artilleriebeschuss und Kampfhandlungen. Die Versorgungslage ist prekär. 

Konvoi mit Chemikalien für sauberes Trinkwasser

Die Schweiz ist der einzige staatliche Akteur, der die betroffene Bevölkerung auf beiden Seiten der Kontaktlinie  mit humanitärer Hilfe unterstützt.  Seit 2015 hat die Humanitäre Hilfe der Schweiz bereits elf Transporte mit 12'500 Tonnen Hilfsgüter im Wert von über 16 Millionen CHF für die betroffene Bevölkerung im Osten des Landes organisiert.  Am 23. Juli 2020 erreichte im Beisein von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyy ein weiterer durch die Schweiz organisierter Konvoi mit 16 Lastwagen die ostukrainische Stadt Slowjansk. Der Konvoi lieferte 300 Tonnen Chemikalien zur Trinkwasser-Aufbereitung und medizinisches Material.

Auf beiden Seiten der Kontaktlinie sind Menschen auf Wasser angewiesen, doch infolge des Konflikts nahm die Wasserqualität in der Region ab und die Gefahr von Hepatitis-A-Infektionen aufgrund von kontaminiertem Wasser nahm zu. Trotz des Konflikts hat das Wasserwerk Voda Donbasu in Donezk – eines der grössten seiner Art in Europa – weiterhin rund vier Millionen Menschen auf beiden Seiten mit Trinkwasser versorgt. Auch im Kontext von COVID-19 ist sauberes und sicheres Wasser essentiell. Denn ohne Wasser ist eine grundlegende Hygiene nicht möglich. Zu den Chemikalien werden auch zwei Elektrolyse Geräte mitgeliefert, die zur Herstellung von Desinfektionsmittel und Verbesserung der Wasserqualität genutzt werden können. Die mitgelieferten medizinischen Beatmungsgeräte und Schutzmaterialien für das Spitalpersonal kommen in zwei Spitälern zum Einsatz und ermöglichen den Menschen Zugang zu lebensrettenden Behandlungen.

Die Schweiz setzt sich für eine friedliche Lösung des Konflikts ein

Der Einsatz für die Schwächsten steht im Zentrum des Schweizer Engagements in der Ukraine: Schweizer Expertinnen und Experten vor Ort unterstützen die Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Friedensförderung, humanitäre Hilfe und Schutzmassnahmen dienen zusammen mit den Reformen im Gouvernanzbereich dazu, grundlegende Ziele zu erreichen: eine friedliche und dauerhafte Lösung des Konflikts, die Einhaltung des Völkerrechts, die Förderung der Menschenrechte und die Stärkung der Demokratie. In diesen Bereichen setzt die Schweiz eine Reihe von Projekten in enger Zusammenarbeit mit ukrainischen und internationalen Partnern um. 

Ukraine: Trotz Konflikt ein Land im Aufbruch

Die Ukraine ist als eines der grössten und gleichzeitig ärmsten Länder Europas und ist geprägt von starken Kontrasten. Das Land verfügt über ein beträchtliches wirtschaftliches Potenzial. Allerdings stehen Teile des Gebiets der Ukraine aufgrund des bewaffneten Konflikts und der Annexion der Krim seit mehr als sechs Jahren nicht mehr unter der Kontrolle der ukrainischen Regierung. Die Schweiz setzt sich im Rahmen der Verhandlungen in Minsk für eine friedliche Lösung des Konflikts ein.

Im Nachgang des Euromaidan  – die Proteste zwischen November 2013 und Februar 2014 auf dem Maidan-Platz in Kyiv gegen die damalige Regierung – wurden Reformen im Land stark gefördert und Fortschritte erzielt. Nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Jahr 2019 bekräftigte die neue Regierung ihre Bereitschaft, den Reformprozess fortzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass sich das Land weiter den europäischen Normen annähern will. Voraussetzung dafür ist, dass die Ukraine weiterhin entschlossen gegen die Korruption vorgeht, um das Vertrauen der Bevölkerung in die öffentlichen Institutionen wiederherzustellen und zu festigen.

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