Palazzo Trevisan – Schaufenster für Schweizer Exzellenz in Venedig
Der Palazzo ist ein Symbol für die engen Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien. Bundesrat Ignazio Cassis und Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider haben am 9. Mai 2025 eine Vereinbarung zur Schaffung einer Plattform unterzeichnet, die ab 1. Januar 2026 an diesem symbolträchtigen Ort verschiedene Formen der Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Innovation, Forschung und Nachhaltigkeit ermöglichen soll. Sie wird unter der Leitung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) stehen. Doch was ist seine Geschichte?

Der Palazzo Trevisan soll künftig neben Kulturschaffenden auch Akteuren aus Wissenschaft, Forschung und Privatwirtschaft offen stehen. © Keystone
Stolz erhebt sich der Palazzo im Stadtteil Dorsoduro, an der Uferpromenade Zattere. Er wurde im 15. Jahrhundert für die Familie Trevisan erbaut und ist ein Symbol für die wirtschaftliche und politische Blütezeit Venedigs. Er widerspiegelt die Macht einer der berühmtesten Adelsfamilien der Serenissima, deren Geschichte eng mit der Geschichte der Republik verknüpft ist. Die strategische Lage des Gebäudes, dessen Säle auf den Giudecca-Kanal blicken, verschaffte seinen Besitzern einen bedeutenden Vorteil bei ihren diplomatischen und kommerziellen Aktivitäten und machte diesen Ort zu einem Zentrum des Einflusses und Austausches. Der Bau verkörpert in Form und Funktion die perfekte Verbindung von wirtschaftlicher Macht und kultureller Raffinesse, wie sie der venezianischen Aristokratie zu eigen war.
Der Palazzo Trevisan wurde vom italienischen Architekten Bartolomeo Bon erbaut. Seine Handschrift ist an den dreiteiligen Fenstern zu erkennen, die er in seine gotischen Werke integrierte. Von Vater zu Sohn hat die Baumeister-Dynastie der Bon den Baustil der venezianischen Gotik auf höchstes Niveau gebracht. Alle architektonischen Elemente des Palazzo zeugen von ihrer Entschlossenheit, sich der Welt zu öffnen. Diese Offenheit war mit ein Grund dafür, dass der Bund 1966 die Beletage* des Palazzo Trevisan erwarb. Die Räumlichkeiten wurden zunächst als Sitz des Schweizer Generalkonsulats in Venedig genutzt. Mit diesem Entscheid sollte die Bedeutung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern betont und die historische Rolle Venedigs als Brücke zwischen den Kulturen gewürdigt werden.
In erster Linie ein Ort zur Förderung von Kunst und Kultur
Mit dem Erwerb der ersten Etage des Palazzo Trevisan bekundete der Bund seinen Willen, ungeachtet des konsularischen Bedarfs ein zentrales historisches Gebäude der Stadt zu erhalten und zu erschliessen, als ein Symbol für das Engagement der Schweiz zugunsten der Erhaltung des venezianischen Erbes.
Nachdem das Konsulat in Venedig Anfang der 2000er-Jahre im Zuge einer Umstrukturierung des diplomatischen und konsularischen Vertretungsnetzes in ein Honorarkonsulat umgewandelt worden war, erarbeiteten das Bundesamt für Kultur (BAK) und die Schweizer Botschaft in Rom ein Konzept für eine Neuausrichtung des Palazzo als ein Zentrum für Kunst- und Kulturförderung. Es war die Zeit, als Venedig begann, sich um die Anerkennung als Weltkulturhauptstadt zu bemühen. Die Beletage diente fortan als Veranstaltungsort für Ausstellungen, Konzerte, Konferenzen und Begegnungen und wurde zu einem Treffpunkt für Schweizer Kunstschaffende und Forschende, die sich zu Studien- oder Arbeitszwecken in Venedig aufhielten.
So war der Palazzo Trevisan bis 2012 der venezianische Sitz des Schweizerischen Instituts in Rom. Im April 2012 übernahm die Stiftung Pro Helvetia in Absprache zwischen dem EDA und dem BAK die Aufgaben des Schweizerischen Instituts, um die Schweizer Präsenz an der Biennale zu stärken und den Schweizer Pavillon zu betreuen – eine Aufgabe, die bis dahin direkt dem BAK oblag. Seither hat sich das Gebäude zu einer wichtigen Plattform für die kulturelle Präsenz der Schweiz entwickelt, das dem Bund einen besonderen Raum für den Dialog mit den wichtigsten venezianischen Kulturinstitutionen eröffnet.
Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Schweizer Exzellenz

Neben der starken internationalen Anziehungskraft im künstlerischen und kulturellen Bereich hat sich die Stadt in den letzten Jahren einen Namen auf dem Gebiet der Innovation, Wissenschaft und Forschung im Dienste der Nachhaltigkeit gemacht, insbesondere mit der Gründung der Stiftung «Venezia capitale mondiale della sostenibilità» auf Initiative der italienischen Regierung. Das Projekt, an dem regionale und lokale Behörden, Hochschulen und Unternehmen beteiligt sind, hat Venedig in ein Labor für nachhaltige Entwicklung verwandelt.
Die Schweiz kann hier mit ihrem Know-how in den Bereichen Innovation und Nachhaltigkeit ihr Potenzial ausschöpfen: Dies ist das erklärte Ziel des Memorandum of Understanding (MoU), das Bundesrat Ignazio Cassis und Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider am Freitag, 9. Mai 2025, in Venedig unterzeichnet haben. «Der Palazzo Trevisan hat eine ehrgeizige Zukunft», sagte Bundesrat Ignazio Cassis bei der Unterzeichnungszeremonie. «Wir stärken seine zentrale Rolle bei der Förderung der Schweizer Kultur und wollen ihn zu einem Schaufenster für Schweizer Exzellenz in Forschung, Innovation und Nachhaltigkeit machen.»
Das neue Nutzungskonzept sieht vor, dass der Palazzo künftig neben Kulturschaffenden auch Akteuren aus Wissenschaft, Forschung und Privatwirtschaft offen steht. Er soll sich zu einem Ort der Begegnung und des Austausches in Bereichen entwickeln, in denen die Schweiz eine international führende Rolle einnimmt. Eine neue Verwaltungsstruktur unter der Leitung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) soll die Kohärenz der Plattform sicherstellen. Pro Helvetia wird weiterhin eine zentrale Rolle spielen und im Rahmen eines erneuerbaren Abkommens mit der Schweizer Botschaft in Rom ihr Fachwissen im Kulturbereich einbringen. Verschiedene Akteure haben bereits ihr Interesse bekundet, darunter der Kanton Tessin, der bei der Unterzeichnung des MoU durch Staatsrätin Marina Carobbio Guscetti vertreten wurde. Die neue Plattform wird zur Förderung der Interessen der Schweiz entsprechend den Zielen der Aussenpolitischen Strategie 2024–2027 und der Kulturbotschaft 2025–2028 beitragen.
Der Entscheid der Schweiz, den Auftrag dieser geschichtsträchtigen Stätte thematisch zu erweitern, ist Ausdruck des strategischen Willens, die engen Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien weiter zu festigen und gleichzeitig die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.
* Die Beletage oder der Piano Nobile ist das Hauptgeschoss eines Palazzo, das sich in der Regel direkt über dem Erdgeschoss befindet. Es verfügt über grosse Fenster, die höher und breiter sind als die der anderen Stockwerke. Auf dieser Etage befinden sich die Räume für Empfänge und die Zimmer für wichtige Personen.