Versetzbare EDA-Karrieren 2025: Der Wandel im Wandel

Das Jahr 1798 markiert den Ursprung des Schweizer Aussennetzes – in diesem Jahr wurde das erste Konsulat der Schweiz in Bordeaux eröffnet. Die steigende wirtschaftliche Verflechtung der Schweiz mit der Übersee und der zunehmenden Bedeutung der Schweizer Interessenvertretung im Ausland führten zur Ernennung des ersten helvetischen Konsuls Marc-Antoine Pellis in Bordeaux. Direkte wirtschaftliche Beziehungen vor Ort, gerade in einer der grössten Hafenstädte Europas, waren in einer Zeit, in der es keine Transport- und Kommunikationsmittel gab, besonders relevant. Doch nicht nur die wirtschaftliche Interessenvertretung war für die Eröffnung des ersten Konsulats relevant, sondern auch die wachsende Gemeinschaft von Schweizer Kauf- und Handelsleuten in Bordeaux. 

Heute hat die Schweiz im Ausland 170 offizielle Vertretungen. Ein wichtiger Bestandteil des Schweizer Aussennetzes sind die rund tausend versetzbaren Mitarbeitenden, die sich täglich mit aussenpolitischen Themen, globalen Herausforderungen und den unvorhersehbaren Entwicklungen im Weltgeschehen auseinandersetzen sowie für Fragen und Anliegen der Auslandschweizerinnen und – schweizer zuständig sind. Sie gehören entweder den Karrieren «Diplomatie», «Internationale Zusammenarbeit» oder der konsularischen Karriere an.

Dieses Jahr gibt es Änderungen, das EDA führt eine neu konzipierte konsularische Karriere ein, die zweistufig aufgebaut ist: Einer konsularischen Karriere auf Fach- und Managementstufe. Die konsularische Karriere auf Fachstufe umfasst Fachstellen und Fachpersonal, die vormals unter der allgemeinen Bezeichnung «Fachpersonal Versetzbare (FPV) » geführt wurden. Die Managementstufe besteht hingegen aus den Kaderstellen und -personal, die früher als «Konsularisches, Betriebsführung und Finanzen (KBF) - Stellen und Mitarbeitende» bezeichnet wurden.

Die Mitarbeitenden der konsularischen Karriere auf Fachstufe übernehmen vielfältige Aufgaben, darunter die Bearbeitung von Ausweispapieren und Visumanträgen, die Unterstützung bei Zivilstands- und Bürgerrechtsfällen sowie die Betreuung der Auslandschweizerinnen und -schweizer bei verschiedensten Anliegen. Die Sicherstellung des konsularischen Schutzes sowie sämtliche administrative Aufgabenbereiche wie beispielsweise der Ausstellung von Beglaubigungen sind ebenfalls Teil ihres Zuständigkeitsbereichs. 

Das Managementpersonal der konsularischen Karriere erfüllt abwechslungsreiche und anspruchsvolle Aufgaben, die je nach Standort variieren. Zu den wesentlichen Aufgaben gehören die Verwaltung von Personal und Finanzen, die Sicherstellung der konsularischen Dienstleistungen sowie das Krisenmanagement. Gleichzeitig nehmen sie eine zentrale Rolle im Führungsteam und im Netzwerkaufbau im Gastland und in der Schweiz ein. 

Die Umsetzung der aussenpolitischen Strategie 2024-2027 in einer volatilen Welt kann teilweise eine Herausforderung sein. Damit die zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der versetzbaren EDA-Karrieren auf ihre neuen Aufgaben bestens vorbereitet werden, durchlaufen sie eine zweimonatige theoretische Ausbildung in Zollikofen und absolvieren anschliessend eine praktische Ausbildung für 12 Monate beim EDA. Die Vielfältigkeit der Schweiz ist nicht nur in den Profilen der Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, sondern auch in den Aufgaben und Tätigkeiten des EDA.

Neben den anspruchsvollen und vielseitigen Aufgaben bieten die versetzbaren EDA-Karrieren die Möglichkeit, die Schweizer Aussenpolitik mitzugestalten und den interkulturellen Austausch zu erleben. Zwei Mitarbeitende der konsularischen Karriere auf Fach- und Managementstufe berichten aus ihrem Alltag:

Robin Serex ist aufgewachsen in Oron im Kanton Waadt, heute lebt und arbeitet er in Abu Dhabi als Chef Konsularische Dienstleistungen. Sein Einstieg ins Berufsleben erfolgte durch eine KV-Lehre in der öffentlichen Verwaltung mit integrierter Berufsmaturität, danach arbeite er 2,5 Jahre in der Justizverwaltung bei einem Jugendgericht.  Angetrieben vom Wunsch, im Ausland zu leben und weiterhin für eine Schweizer Behörde zu arbeiten, begann Robin im April 2021 seine konsularische Karriere auf Fachstufe. Nach seinem Praktikum in Berlin, arbeitete er als Springer. Seine Springereinsätze führten ihn von Neu-Delhi, über Lima und Nairobi nach Bangkok und Kyjiw.

Zur Frage wie er mit der Situation umgeht, immer wieder neu anzufangen und gleichzeitig eine Expertise aufzubauen, meint Robin «Ich beginne immer damit, Themenbereiche zu identifizieren, in denen ich meine erworbenen Fähigkeiten sofort anwenden kann, um mich wohlzufühlen. Dann versuche ich, den lokalen Kontext und seine Besonderheiten zu verstehen, um Chancen für die Entwicklung neuer spezifischer Kenntnisse zu erkennen.» Der versetzbare Aspekt der konsularischen Karrieren ermöglichten Robin seine Anpassungsfähigkeit, kulturelle Offenheit und seinen Umgang mit unvorhergesehenen Ereignissen im Alltag zu stärken.

2022 entschied sich Estelle Biolaz-Remondeulaz für eine konsularische Karriere auf Managementstufe. Der Start gestaltete sich herausfordernd: «Ich hatte die Gelegenheit, mein Praktikum in Colombo, Sri Lanka, im Jahr 2022 während der dramatischen Krise, die das Land durchmachte, zu absolvieren. Ich kam relativ besorgt an und am Ende war mein Jahr vor Ort fabelhaft, vor allem dank meiner Kollegen aus der Schweiz und aus Sri Lanka.» Die wertvolle Beziehungen zu neuen Kolleginnen, Kollegen und Freunden lösen «ein Gefühl der Erfüllung» aus, die den Neuanfang in einem Land erleichtert.  Die konsularische Karriere sieht Estelle als eine Bereicherung an.

Heute arbeitet Estelle als Chefin Konsularische Dienstleistungen in Kathmandu. Einen typischen Arbeitsalltag kennt sie nicht. Neben den wiederkehrenden Aufgaben, die mit konsularischen Dienstleistungen, Visa oder Teammanagement zu tun haben, bildet Nepals Topografie eine Herausforderung. Estelles Team ist mit Bergdramen konfrontiert, dass eine gute Teamarbeit innerhalb der Botschaft, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen vom Konsularischen Schutz in Bern voraussetzt, um Schweizerinnen und Schweizer vor Ort einen effizienten Service und ein offenes Ohr bieten zu können. 

Über 200 Jahre später ist das EDA-Aussennetz für die Vertretung der Schweizer Interessen von noch grösserer Bedeutung als im Jahre 1798. Globalisierung, technische Innovationen, Schnelllebigkeit, Instabilität und Krisen prägen unsere heutige Welt – das Schweizer Aussennetz ist gefordert – sowohl für die Förderung wirtschaftlicher Beziehungen, der Unterstützung des kulturellen Austausches als auch bei der akademischen Zusammenarbeit. Die konsularischen Dienstleistungen und die Unterstützung von Schweizer Staatsangehörigen in Notsituationen rückt bei einer stets wachsenden Auslandgemeinschaft immer weiter in den Vordergrund.