19.05.2022

Bern, 19.05.2022 – Ansprache von Bundespräsident Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) anlässlich des Staatsbesuchs von Präsidentin Zuzana Čaputová, Slowakische Republik – Es gilt das gesprochene Wort

Rednerin/Redner: Cassis Ignazio; Departementsvorsteher, Ignazio Cassis

Frau Präsidentin  
Exzellenzen
Liebe Bundesrats-Kolleginnen und –Kollegen, Herr Bundeskanzler,
meine Damen und Herren

Excelencia, je nám potešením privítať Vás a Vašu delegáciu vo Švajčiarsku.

Heute ist ein historischer Moment. Es handelt sich um den ersten Staatsbesuch aus der Slowakischen Republik in der Schweiz. Seit der Unabhängigkeit der Slowakischen Republik 1993 hat es beinahe 30 Jahre gedauert, bis dieser Staatsbesuch nun stattfindet. Unsere bilateralen Beziehungen sind sehr gut und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

Ihr Staatsbesuch, Frau Präsidentin, findet unter speziellen Vorzeichen statt. Europa hat in den vergangenen Jahren nicht nur diverse Corona-Wellen durchlitten, nein, wir sind jetzt auch mit sicherheitspolitischen Herausforderungen konfrontiert, wie wir sie seit mehreren Jahrzehnten nicht gekannt haben.

Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar markiert einen Einschnitt in die jüngere Geschichte Europas. Was die demokratischen Staaten in Europa voneinander trennt und unterscheidet, rückt dadurch weiter in den Hintergrund. Nun rückt stärker in den Fokus, was uns verbindet – Werte wie Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.

Sowohl in der Pandemie als auch in den Monaten seit dem Ausbruch des Kriegs hat sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit in Europa trotz einiger verständlicher Schwierigkeiten durchaus funktioniert und dass unsere Länder zur Bewältigung der diversen Krisen beitragen. Der slowakischen Bevölkerung und den Behörden möchte ich meine Anerkennung für die Solidarität mit den Geflüchteten aussprechen.

Auch die Schweiz hat ihre Solidarität mit den Geflüchteten gezeigt und rasch ihre Unterstützung angeboten.

Die aktuellen Herausforderungen dürfen uns nicht vergessen lassen, dass weitere Gefahren unsere Lebensweise bedrohen: der Klimawandel und die schwindende Artenvielfalt. Auch dies sind Themen, die sich für einen engeren Austausch aufdrängen. Die Slowakische Republik und die Schweiz haben attraktive Gebirgslandschaften – Sie die Tatra, wir die Alpen – und sind als Länder mit Berggebieten vom Klimawandel in besonderem Masse betroffen.

Es gibt zahlreiche weitere Gemeinsamkeiten zwischen der Slowakischen Republik und der Schweiz: Beide sind Staaten mitten in Europa mit gleicher Fläche und ähnlicher Bevölkerungszahl. Und beide haben viel erreicht. Was unsere Länder wohl am stärksten verbindet, sind gemeinsame Werte und das Engagement für Stabilität und Frieden auf der Weltbühne.

Dazu kommt, dass unsere Eishockeyteams zur Weltspitze zählen. Ich hoffe, dass wir dies an der laufenden Weltmeisterschaft erneut unter Beweis stellen können.

Ich kann Ihnen ferner versichern, dass die slowakische Olympiasiegerin Petra Vlhova bei den Schweizer Skifans sehr beliebt ist und respektiert wird.

Zudem sind die Schweiz und die Slowakische Republik in internationalen Organisationen aktiv – auch in einer Zeit, in der Multilateralismus im Gegenwind steht. Unsere beiden Länder bringen sich auf konstruktive Weise in die OSZE ein. Die Slowakische Republik war zudem bereits als nichtständiges Mitglied im UNO-Sicherheitsrat vertreten; die Schweiz kandidiert für die Periode 2023-24 zum ersten Mal dafür.

Gegenüber der Europäischen Union haben wir verschiedene Strategien gewählt. Die Slowakische Republik ist der EU beigetreten, während sich die Schweiz für den bilateralen Weg entschieden hat. Dieser Ansatz wurde von der Schweizer Stimmbevölkerung mehrmals bestätigt. Die Schweiz möchte diesen Weg für die Zukunft aufrechterhalten und weiterentwickeln. 

***

Frau Präsidentin
Exzellenzen

Bedeutende historische Ereignisse haben die Schicksale unserer Länder geprägt. Erinnern möchte ich daran, wie aus der ehemaligen Tschechoslowakei nach der Samtenen oder – wie es in der Slowakei heisst – Zarten Revolution von 1989 die Tschechische und Slowakische Republik hervorgingen.

Und 1968 verfolgte die Schweiz gemeinsam mit der ganzen Welt die Ereignisse in der damaligen Tschechoslowakei mit viel Mitgefühl; der moralische Support war gross. Der Prager Frühling löste in unserem Land eine grosse Solidaritätswelle aus. Rund 13 000 tschechoslowakische Flüchtlinge fanden in der Schweiz eine neue Heimat. Es sind enge menschliche Bindungen entstanden, die bis heute ihre Wirkung entfalten.

Heute leben rund 18 000 Slowakinnen und Slowaken in der Schweiz. All die slowakischen Emigrantinnen und Emigranten, die in den letzten als 50 Jahren in die Schweiz eingewandert sind, haben viel zur wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen unseres Landes beigetragen. Erinnern wir uns zum Beispiel an die Grand Slam Titel von Martina Hingis, oder Martina Hingisová, wie sie in ihrer Geburtsstadt Košice genannt wird.

Aber auch die Schweiz ist in der Slowakischen Republik präsent. In den letzten Jahren haben zahlreiche Schweizer Firmen Niederlassungen und Dienstleistungszentren in der Slowakischen Republik gegründet.

Unsere beiden Länder sind nicht zuletzt durch die Menschen, die 1968 in die Schweiz geflüchtet und später in ihre Heimat zurückgekehrt sind, eng miteinander verbunden.

Der heutige Staatsbesuch ist ein ausgezeichneter Anlass, um die bilateralen Beziehungen unserer Länder weiter zu vertiefen.

Frau Präsidentin, die Mitglieder des Bundesrats heissen Sie und Ihre Delegation herzlich willkommen in der Schweiz!


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Letzte Aktualisierung 29.01.2022

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