05.01.2023

Grusswort von Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, anlässlich des Galadinners zum 30-Jahre-Jubiläum der KdK - Es gilt das gesprochene Wort

Rednerin/Redner: Cassis Ignazio; Departementsvorsteher, Ignazio Cassis

Signor Presidente, caro Markus Dieth
Signore e Signori Consiglieri di Stato
Gentili ospiti
cara Conferenza dei Governi Cantonali

prima di tutto: BUON 30imo COMPLEANNO!
È per un piacere e un onore dedicarvi qualche pensiero in un’occasione così speciale.

In spezial bainvegni less jau far a la Regenza dal chantun Grischun. Cun Christian Rathgeb ha voss chantun stuì dar giù il presidi da la CdC. Vus avais però instradà bain quai ed avais simplamain lascha eleger sco president Markus Dieth, in burgais da Tavau!

Donc me voici devant les cantons, face à Suisse !
Les cantons sont le cœur de notre État fédéral.
La Confédération n’ayant en quelque sorte qu’un rôle subsidiaire.

Cela vaut d’ailleurs non seulement pour la structure de notre État, mais aussi pour notre identité !
Nous ne sommes perçus comme des Suisses … qu’à l’étranger. Dans notre pays, nous sommes davantage des Argoviens, des Neuchâtelois, des Nidwaldiens ou encore des Tessinois.
L’importance des cantons dans notre État fédéral ne saurait en aucun cas être surestimée !

Eine Ausnahme bildet hier die Aussenpolitik, hier ist der Bund zuständig. Selbstverständlich führte das seit jeher immer wieder zu Diskussionen. Und schliesslich war es gar der Grund dafür, dass die Kantonsregierungen ihre Konferenz gegründet haben.

Je me suis donc demandé ce que le Conseil fédéral de l’époque – en 1992 - avait dit au sujet de la création de la CdC. Mes recherches ont porté leurs fruits!

Nun, in der Tat war der Bund nicht gerade « amused ». Im stenographischen Bulletin der Bundesversammlung vom 7. Juni 1993 jedenfalls steht, dass die « Europadelegation des Bundesrates », bestehend aus den Bundesräten Cotti, Delamuraz und Koller, der Schaffung einer neuen Konferenz « sehr skeptisch gegenüberstand ». Andernorts war gar zu lesen, dass der Bundesrat gut - und vor allem gerne - ohne die Konferenz der Kantonsregierungen weitergelebt hätte.

Mais nous aurions tort de croire qu’il s’agit là plutôt d’un phénomène moderne. Dans une circulaire adressée aux cantons, le Conseil fédéral avait écrit sur un ton quelque peu réprobateur :
« Nous avons pu nous convaincre en dernier lieu que les Gouvernements cantonaux […] n’observent pas tous également l’article 10 de la Constitution fédérale, d’après lequel les rapports officiels entre les Cantons et les Gouvernements étrangers ou leurs représentants ont lieu par l’intermédiaire du Conseil fédéral. »
Verschickt wurde dieses Kreisschreiben am 10. März 1873.

Sie sehen, geschätzte Regierungsrätinnen und Regierungsräte, das Spannungsfeld zwischen Bund und Kantonen ist sozusagen Teil der DNA der Schweiz. Ich zitiere:

« […] wie erwartet, wird die Frage der Machtverteilung zwischen Kantonen und Bund zum Hauptkampfplatz » - steht beispielsweise dazu im Buch von Rolf Holenstein « Stunde Null ».

Nach fünf Jahren im Aussendepartement würde ich aber nicht mehr vom « Hauptkampflatz » sprechen, sondern diplomatischer vom « Platz der kritisch- konstruktiven Auseinandersetzung » – schliesslich entstehen im Dialog - und nicht im Kampf - die besten Lösungen! Und die besten Lösungen sind jene nahe an den Bürgerinnen und Bürgern.
Kein Zufall, dass gerade in der Corona-Pandemie, wo viele Entscheide « oben in Bern » gefällt wurden, sich in der Bevölkerung grosser Widerstand geregt hat.
Und dieser – kaum hat das Volk darüber abgestimmt – in sich zusammengebrochen ist.

Die Schweizer Bevölkerung hat eine tiefe Abneigung gegenüber Konzentration von Macht, deshalb gilt: Je näher das Machtzentrum bei der Bevölkerung ist, desto grösser die Akzeptanz der Entscheidung und umso sorgsamer gehen « die in Bern oben » mit der ihnen anvertrauten Macht um. Das sollten wir uns zu Herze nehmen.

Ich komme zum Schluss: Albert Einstein war im heutigen Haus der Kantone angestellt, als er an der Relativitätstheorie arbeitete. Ihm wird folgendes Zitat nachgesagt: « In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten. »

Inspirons-nous de ce grand principe. En sachant que de nouvelles difficultés nous attendent.
En sachant qu’un fédéralisme vécu implique et nécessite des contrepoids.
Im Wissen darum, dass die globalisierte Welt eine zunehmende Verflechtung der Zuständigkeiten mit sich bringt und dynamisches Wirken verlangt.
Aber eben auch in der Gewissheit, dass dort Gestaltungsmöglichkeiten liegen, welche Bund und Kantone in die Gestaltungspflicht nehmen.

Con questo messaggio di fiducia nel nostro federalismo, concludo qui questo breve discorso e vi ringrazio per l’attenzione.

Sono davvero felice di proseguire la nostra collaborazione critico-costruttiva.
Possiamo infatti imparare molto gli uni dagli altri.

Herzlichen Glückwunsch et bon appétit !


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Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten


Letzte Aktualisierung 06.01.2023

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